Nach
Wels kommen jene Musikliebhaber, Wagnerliebhaber, die Opern so sehen wollen,
wie eigentlich Wagner sich die szenische Umsetzung vorgestellt hat. Es
kommen ausländische Gäste, es kommen Gäste aus dem Raum Bayreuth, die
Oper in einer Form sehen wollen, die verständlich ist, die ohne Verfremdungen
auskommt. Und das ist seit vielen Jahren in Wels gewährleistet.
Daß
man in Wels Oper in verständlicher Form präsentiert, heißt aber nicht,
daß es sich um verstaubtes Theater handelt. Der Regisseur Herbert ADLER
und der Bühnenbildner Dietmar SOLT kombinieren gekonnt Tradition und moderne
Technik. Es gibt auf der kleinen Bühne Dalands und des Holländers Schiff
mit den blutroten Segeln. Das Meer, die Gewitterstimmung, werden bereits
in der Ouvertüre auf der Leinwand projiziert, vermitteln Stimmung und
sind in perfekter Harmonie mit der Musik. Es war eine Freude, weder mit
unerklärbaren Kofferträgern, SS-Uniformen und anderen verfremdenden Auswüchsen
der modernen Regisseure konfrontiert zu sein. Der Zuschauer konnte somit
die volle und ungeteilte Aufmerksamkeit den Sängern und der Musik widmen.
Das
SALZBURGER MOZARTEUM ORCHESTER unter Ralf WEIKERT musizierte unterschiedlich.
Ouvertüre und auch manche Passagen im 1. Akt klangen etwas unrund, erst
im zweiten und dritten Akt kam es zu einem harmonischen Klangbild. Auch
der HERRENCHOR war im ersten Akt noch sehr unsicher. Mit dem zweiten Akt
war aber alles auf der richtigen Linie, der DAMENCHOR sehr harmonisch
und genau in den Einsätzen.
Die
Gesangsolisten boten allesamt gute , einige sogar exzellente Leistungen.
Allen voran Hans SOTIN als weltweit erprobter Daland, stimmgewaltig und
in der Darstellung ein rollengerechter Vater. Susan ANTHONY war eine brillante
Senta. Stimmlich verfügt sie über ausreichend Durchsetzungskraft und in
der Darstellung ist sie leidenschaftlich und glaubwürdig.
Svetlana
SERDAR als Mary erfreute mit ihrer frischen Stimme und guten Diktion.
Der Steuermann Norbert ERNST gab der Rolle mit seiner hellen Stimme Charakter.
Arnold BEZUYEN, der Erik des Abends, bemühte sich in der Darstellung intensiv
um Senta, die Stimme klang aber nicht immer ausgeglichen.
Der
Titelheld selbst, Hartmut WELKER, war darstellerisch überzeugend, gesanglich
ist aber der Auftritt im ersten Akt nicht optimal ausgefallen. Im weiteren
Verlauf hat die Stimme wieder an Kraft gewonnen, und das Duett mit Senta
war sehr spannungsgeladen.
Der
Gesamteindruck des Abends war vor allem durch die szenische Aufbereitung
sehr positiv, die gesanglichen Unebenheiten führe ich zum Teil auf die
Premierennervosität zurück. Der Applaus war intensiv, aber nicht besonders
ausdauernd.
Wenn
man gutes Operntheater erleben möchte, dann wird man in Wels nicht enttäuscht.
Ein gewisser negativer Aspekt ist der kleine Rahmen für die wuchtige Musik
(obwohl sich an der Bequemlichkeit und Beinfreiheit der Sitze manch großes
Haus ein Beispiel nehmen könnte) und die hohen Preise. Aber Qualität hat
eben seinen Preis. Die Vorstellungen sind immer restlos ausverkauft und
das schon Monate im Voraus.
Für
2007 hat man drei Vorstellungen im Mai angesetzt (17., 20. und 22.), um
der starken Nachfrage Rechnung zu tragen.
Nachdem
man sich bereits in der haute cuisine auf traditionelle Speisen besinnt,
ist es wohltuend, daß es in der Kultur auch einen derartigen Trend, eine
Gegenströmung gibt, wenn auch nur ein Mal im Jahr. EH
|