Wie
soll man "Ernani" bloß inszenieren? Die Oper ist eine wirkliche Knacknuß
für das so genannte "Regietheater". In St. Gallen entschied sich Massimo
GASPARÒN, der sowohl für die Inszenierung wie auch für die Ausstattung
verantwortlich zeichnete, für eine "Mantel-und-Degen-Geschichte". Die
Kostüme waren lang, bauschig, wurden in jeder Szene geändert (Don Carlo
kam selbst noch zum Schlußapplaus mit einem neuen Kostüm angerauscht!)
und wußten zu gefallen, auch wenn sie - gepaart mit einer Szenerie, die
auf einer Treppe aufgebaut war - durchaus Gefahrenpotenzial mitbrachten
(stolpern, hängenbleiben etc.).
Die
Inszenierung war konventionell, mit den üblichen Operngesten, kaum psychologisch
durchdacht, ohne Deutungsversuche - einfach nur ästhetisch bebildernd.
Gesanglich
konnte sich das Ganze durchaus hören lassen, auch wenn am Premierenabend
die Koordination zwischen Bühne und Orchestergraben noch nicht hundertprozentig
funktionierte. Alberto HOLD-GARRIDO führte das ORCHESTER zügig, für mitreißende
Dramatik und den großen Bogen reichte es jedoch (noch) nicht.
Ernani
war mit Juremir VIEIRA etwas leicht besetzt. Seine Stimme verfügt über
einen schönen Klang, besitzt aber keine große Durchschlagskraft. Er bewältigte
die anspruchsvolle Partie jedoch mehr als nur anständig; sehr schön waren
die lyrischen Passagen. Ivan INVERARDI (Don Carlo) war ein Mann mit "zwei
Stimmen". Auch ihm gelangen die lyrischen Passagen besser (eindrücklich
seine "mezza voce"). Sobald er Druck auf die Stimme ausübte, verfiel er
leider in ein bisweilen störendes "Meckern". Aber ich habe schon weit
schlechtere Sänger als Don Carlo erlebt!
Außer
Konkurrenz lief der "Stargast" Roberto SCANDIUZZI als Silva. Auch wenn
die Rolle nicht seine beste ist (es fehlt noch etwas an Differenziertheit),
so vermochte seine samtene, profunde Stimme doch zu begeistern. Wie so
oft konnte ich einfach nicht verstehen, warum Elvira aus diesen drei Männern
nicht Silva wählt… Elvira selbst, Raffaela ANGELETTI, war sowohl vom Erscheinungsbild
wie auch von der Stimme her nicht die optimale Darstellerin, die Stimme
war sehr schrill und undifferenziert.
Insgesamt
eine ansprechende Leistung des Ensembles, das vom St. Galler-Publikum
(offensichtlich nicht wirklich verwöhnt!) mit Standing Ovations (auch
für den "Regisseur") gefeiert wurde. Chantal Steiner
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