In
der evangelisch-lutherischen Vicelinkirche (es gibt in unmittelbarer Nähe
auch noch eine katholische, vor der wir natürlich prompt zunächst standen)
von Neumünster, einer beeindruckend schlichten Kirche mit Atmosphäre stand
als Abschlußveranstaltung des Festivals "Kunstflecken" Haydns "Jahreszeiten"
auf dem Programm. Die Akustik war überraschend gut, zumindest auf der
zweiten Empore, wo sich unsere Plätze befanden.
Susanne
BRACCHETTI als Hanne klang vom Timbre her gar nicht so uninteressant,
doch hatte man bei ihr das Gefühl, sie wisse nicht, was sie gerade singe.
Auch war die Stimme in den Höhen doch sehr begrenzt. Till SCHULZE (Simon)
nennt einen schönen Oratorienbaß mit guter Diktion sein Eigen, den er
mit großer Ernsthaftigkeit einsetzt. Mit deutlich wahrnehmbarer Freude
am Singen, ohne dabei die Textbehandlung zu vernachlässigen, war Roberto
GIONFRIDDO als Lukas zu hören. Dem schöntimbrierten Tenor gelangen einige
bemerkenswerte Schwelltöne, die dem einen oder anderen Belcantohelden,
die man sich schon länger von ihm wünscht, auch nicht schlecht anstehen
dürften.
Der
BACHCHOR NEUMÜNSTER war mit großem Engagement und Enthusiasmus dabei,
während das CONCERTO LÜBECK, laut Programmheft auf "klassischen Instrumenten"
spielend, insbesondere bei den Bläsern einige äußerst schräge Töne vernehmen
ließ.
Geleitet
wurde der Abend von Hans-Jürgen SCHNOOR, der ausgesprochen gedehnte Tempi
bevorzugte, ohne dadurch besonders große Spannung zu verbreiten, im Gegenteil,
man hatte das Gefühl, daß sich der Abend sehr zog. Ein bißchen mehr Lebendigkeit
wäre schön gewesen. MK
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