Auf
nichts ist mehr Verlaß in diesen unseren Zeiten. Da freut man sich mal
wieder auf eine schön trashige, vor Klischees nur so triefenden Aufführung
von einer talentmäßig dauerindisponierten Opernwandertruppe (in diesem
Fall die Compagnia d’Opera Italiana di Milano) und dann muß man erschüttert
feststellen, daß es doch recht anständig ist, was man da zu hören bekommt!
Ein
Lichtblick war da die „Inszenierung“ von Corinna BOSKOVSKY. Das war klassisches
Rumsteh-Theater at its worst. Von Personenführung kann keine Rede sein,
aber es gab klischeehafte Gesten. Fritz KOTRBA entwarf das wenig inspirierte,
klein wirkende Bühnenbild (aber es muß ja halt auch transportabel sein),
Sartoria GIAMMINELLI die passenden Kostüme.
Doch
schon das Dirigat von Tamás BOLBERITZ (BULGARISCH PHILHARMONIE PAZARDZIK)
war zwar extrem langweilig (zu viel Mozart, zu wenig Verdi), nahm aber
sehr große Rücksicht auf die Sänger und ging deren Verzögerungen etc.
perfekt mit, was für eine gute Einstudierung spricht. Bei dem CHOR der
Truppe stachen zwei Tenöre unschön hervor, was insbesondere beim „Miserere“
nervte.
Der
Manrico von Maciej KOMANDERA verfügt über eine recht schöne Stimme. Leider
knödelte er teilweise, er konnte keine durchgehende Leistung bringen.
Ein absolutes Ärgernis ist, daß er gegen Ende der Romanze einen Spitzenton
im Forte sang, der da nicht reinpaßte, zumal die Qualität zu wünschen
übrig ließ, wie generell bei seiner Höhe festzustellen ist. Er ließ sich
auch leider zu klischeehaften vokalen Effekten hinreißen.
Seine
Leonora wurde von Linka STOYANOVA (nicht zu verwechseln mit Krassimira!)
gesungen. Sie verfügt über eine warm timbrierte Stimme und eine sehr gute
Technik. Leider war auch ihre Höhe nicht so toll. Barbara BARANOWSKA sang
eine sehr böse Azucena, die aber doch arg mit ihrer Intonation zu kämpfen
hatte, was auf der anderen Seite kurioserweise aber ihre Interpretation
noch intensiver machte.
Der
Höhepunkt des Abends war der Luna von Yong Man KWON, der zeigte, daß man
auch mit einer großen Stimme leise Töne anschlagen kann. Sein „Il balen“
war toll. Leider vermißte man die eine oder andere Phrasierung und die
Technik ist auch verbesserungswürdig, dennoch war das eine sehr interessante
Darbietung.
Plamen
KUMPIKOV war in seiner Szene ein verläßlicher Ferrando, der jedoch in
den späteren Szenen viele Durchhänger hatte. Purer Luxus war Mariella
ALESSANDRINI als Ines, die laut Programm auch die Leonora singt. Bei Giovanni
NICOLAI (Bote) bin ich sehr sehr froh, daß er nicht den Manrico sang,
bei Miro MOMECO, der den Ruiz mehr sprach als sang, daß er noch nicht
mal als Manrico gesetzt war. Petko BONEVs Zigeuner ist nicht weiter erwähnenswert.
Leider
gilt es festzustellen, daß bei all den guten sängerischen Leistungen die
rechte Rollenidentifikation, das Herzblut fehlt. Vielleicht liegt das
aber auch an den gegebenen Umständen, sprich dem Fehlen einer vernünftigen
Personenführung, dem vielen Herumreisen, etc. WFS
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