Von
den gut 20 Opern des Eugen d’Albert sind wahrscheinlich nur drei noch
einigermaßen präsent auf den Opernbühnen: „Tiefland“, „Die toten Augen“
und „Der Golem“. Im Rahmen ihrer Reihe mit Opern aus den zwanziger Jahren
hat nun das Theater Augsburg „Die schwarze Orchidee“ auf die Bühne und
ins Bewußtsein gebracht.
Wie
schon Martinus „Drei Wünsche“ in der vergangenen Saison, so ist auch die
„Orchidee“ ein Verarbeiten und ein Kommentar auf die Zeit. Nur daß man
bei d’Alberts New Yorker Gangstergeschichte um den Gentleman-Einbrecher,
der an jedem Tatort eine selbstgezüchtete schwarze Orchidee hinterläßt,
eigentlich das Gefühl hat, daß er die neue Zeit zwar adaptiert hat, sie
aber nicht so recht mag. D‘Albert spielt mit den Versatzstücken, wie dem
farbigen Diener, den Saxophonen (die sogar eine eigene Hymne bekommen)
und dem Banjo, aber sein echtes Herzblut gehört den Szenen, die den großen
spätromantischen Bogen spannen und immer wieder dem Walzer, der wienerischer
gar nicht sein kann. Da helfen auch nicht die Lady Grace und der eher
englische Kommissar Pinkleton oder die verruchte Mount Everest-Bar mit
ihren Kostümcharaden im durchaus flotten Libretto von Karl Michael von
Levetzow. Der Stoff wie auch die Musik zeugen von einer spielerischen
Beherrschung der Mittel, die allerdings in einem heterogenen Durcheinander
enden.
Die
Regie von Thomas MITTMANN versucht gar nicht erst irgend etwas zu transponieren
oder zu deuteln. Die zwanziger Jahre leben in Möbeln, Kostümen und dem
Glamour (Ausstattung: Wolfgang BUCHNER). D’Albert sagte selbst, er wolle
eine heitere Musik schreiben, und so gibt sich auch das Orchester unter
der Leitung von GMD Rudolf PIEHLMAYER mit Spielfreude ganz dieser Heiterkeit
der „opera grotesce“ hin.
Aber
wie schon zur Zeit der Uraufführung Ende der zwanziger Jahre diese Heiterkeit
nicht so recht aufkommen mochte, so beschränkt sich auch hier die Begeisterung
auf die engagierten Solisten, allen voran Sally du RANDT als Lady Grace
oder auch Zurab ZURABISHVILI als Einbrecher Percy. Selbst wenn am Ende
Nikola DAVID als treuer Diener wie Mary Poppins in den New Yorker Himmel
entschwebt, nachdem sich die Hauptfiguren, Räuber und Beraubte, natürlich
glücklich gefunden haben, bleibt die Heiterkeit etwas schal. Trotzdem
darf man auf die Fortsetzung der Reihe in der nächsten Saison mit Emmerich
Kalmans „Herzogin von Chicago“ gespannt sein.
Kerstin Schröder
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