Franz
Schreker liebte märchen- und sagenhafte Stoffe. Und mit Ausnahme seines
Opernerstlings „Flammen“ schrieb er die Libretti immer selbst. So auch
bei der Geschichte des Schmucks, der der Königin ewige Jugend verleiht,
der gestohlen wird und den der Sänger Elis mit seiner Wunderharfe wieder
beschaffen soll. Dabei trifft er auf die junge Els, die den Schmuck mit
mörderischen Mitteln zusammengetragen hat und nun große Schönheit besitzt.
Nichts ahnend verliebt sich Elis in Els, aber nach einer Liebesnacht,
gesteht sie den Besitz des Schmucks und gibt ihn der Königin zurück. Els‘
Verbrechen fliegen auf und vor der Hinrichtung bewahrt sie nur die Ehe
mit dem Hofnarren. Ohne den Schmuck aber siecht sie langsam dahin und
stirbt.
Regisseur
David ALDEN hat bunte Bilder für diese Geschichte gewählt. Bei ihm wird
der Vogt zum versoffenen Sheriff, und auch den König läßt sein Kummer
über seine Frau zur Flasche greifen. Der Junker, einer der gedungenen
Helfer der Els, wird nicht nur als Hengst beschrieben, nein, hier ist
er einer, mit üppigem Brusthaar und Schweif. Dazu passend benimmt sich
Els‘ Vater nicht nur wie ein Schwein, er bekommt mit Rüssel und Ringelschwänzchen
gleichsam trollhafte Züge. Elis dagegen sieht aus wie Humphrey Bogart
in Trenchcoat und Hut, bis zu seinem Ritterschlag, den er in mittelalterlichem
Wams auf dem Fest des Königs entgegennimmt, das mit großer Showtreppe
und den festlich gekleideten Gästen eher wie ein Madonna-Video aussieht,
wären da nicht die überdimensionalen Faschingsköpfe. Der Bilderbogen setzt
sich fort in choreographierten Hausfrauen mit Staubsaugern und Einkaufswagen
oder dem rettenden Auftritt des Königs auf einem riesigen galoppierenden
Pferdestandbild.
Und
trotzdem geht die holzschnittartige kleinteilige Symbolik durchaus auf.
Zumal Alden immer wieder auch stille atmosphärisch dichte Bilder findet.
So die leidende Königin, die oft wie ein dunkler, vorwurfsvoller Schatten
hinter der lebendig vitalen Els auftaucht. Oder das grandiose Schlußbild,
ein schwarzer leerer Raum, der ehemals bunte muntere Narr nunmehr in brauner
Strickjacke und Latschen und in der Ecke fast im Dunkeln die sterbende
Els mit einer Perlenkette hantierend.
Schrekers
Geschichte trägt diese Deutung und seine Musik tut es auch. Dieser wundervoll
üppige Klang, der immer genau die Stimmung des Augenblicks trifft, was
Jonas ALBER am Pult zu unterstreichen weiß, bis auf den Beginn des 3.
Aktes, wo er das OORCHESTER nicht genug zurücknimmt für das Wiegenlied
der Els und die anschließende Liebesnacht.
Da
kann sich auch Susan BULLOCK nicht durchsetzen, die ihre monumentale Rolle
ansonsten sehr akzeptabel präsentiert. Der größte Genuß des Abends, sowohl
in der Darstellung als auch stimmlich, ist der Narr von Peter BRONDER.
Hier stimmt alles. Aber auch Johannes Martin KRÄNZLE als Vogt überzeugt,
wohingegen der Elis von Jeffrey DOWD stimmlich manchmal Durchsetzungsprobleme
hat.
So
kehrt eine Oper nach über achtzig Jahren erfolgreich an die Stätte ihrer
Uraufführung zurück. Kerstin Schröder
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