Bis
heute sind Komponisten immer wieder fasziniert und angeregt von den Dramen
William Shakespeares. Sie entdecken in ihnen Geschichten von überzeitlicher
Gegenwart und Gültigkeit. Naturgemäß sind es dabei besonders die Tragödien,
die zu immer neuer Auseinandersetzung anregen.
Bei
Salvatore Sciarrino ist es Macbeth, der einer erneuten Betrachtung unterzogen
wird. Sciarrino sieht hier eine exemplarische Geschichte um die Macht
und die Mächtigen. Die Figuren sind allein, die Handlung, die Sciarrino
als bekannt voraussetzt, ist noch mehr verkürzt als in Shakespeares ohnehin
kürzestem Drama. Einzig der große Monolog am Ende, als Macbeth vom Tod
seiner Lady erfährt, wird in ganzer Länge auskomponiert, als letztes Zeichen
der alles überschattenden Einsamkeit. Sciarrinos charakteristische Gesangsführung
mit den kurzen fast gepressten aufsteigenden und jäh wieder abfallenden
Linien, trägt ein übriges zur sehr dichten Atmosphäre des Stückes bei.
Die zwei Orchester, im Graben und hinter der Bühne, sind meist zurückgenommen
im Dienst der Stimme.
Für
die Uraufführung als Gemeinschaftsproduktion der Schwetzinger Festspiele,
der Musica per Roma und der Oper Frankfurt, hat sich Achim FREYER des
Stückes angenommen, und erweist sich als kongenialer Umsetzer. Auf der
kleineren Bühne des Frankfurter Schauspielhauses erschafft er einen schwarzen
Raum, in den mit einfachen weißen Linien verschiedene Perspektiven erzeugt
werden können. Mal sind der Raum und die Handelnden um 90 Grad gedreht,
mal schaut man wie von einem Turm in einen Abgrund, mal sind die Wände
zu niedrig für die agierenden Menschen. Nichts ist fest, sicher. Die Welt
verwirbelt sich, während die Menschen ihr blutiges Spiel spielen. Schwarz
und rot sind die dominierenden, ja beinahe einzigen Farben. Und nur einmal,
während der Bankettszene, kommt so etwas wie Entspannung auf, Gold tritt
als Farbe in der Kleidung hinzu (Kostüme: Amanda FREYER) und viele Menschen
sind auf der Bühne. Es wird getanzt und Musikzitate von Verdi und Mozart
erklingen. Wäre da nicht Banquos Geist, es käme beinahe festliche Stimmung
auf. Aber der Lauf der Dinge ist nicht zu stoppen.
Das
ENSEMBLE MODERN unter Johannes DEBUS kann hier seine Souveränität in Sachen
neuer Musik wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen und auch
die zum Teil bereits Sciarrino erprobten Sänger wie Otto KATZAMEIER als
Macbeth, Annette STRICKER als die Lady, Richard ZOOK als Banquo, Thomas
MEHNERT als Duncan oder auch besonders Sonia TURCHETTA in vier Rollen
zeigen die Qualität der Musik.
Sicher
kein leichter Stoff in eingängiger Umsetzung, wie die vielen Zuschauer
belegten, die während der pausenlosen Aufführung den Saal verließen, aber
eine fesselnde Demonstration über die Gnadenlosigkeit mit Blut erkaufter
Macht. Kerstin Schröder
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