Im
Rahmen des Schleswig-Holstein Musikfestivals gab Thomas HAMPSON in der
Reithalle von Schloß Wotersen einen Liederabend mit Werken von Liszt,
Mahler und amerikanischen Komponisten.
Das
Programm begann mit sechs Liedern von Liszt nach Texten von Heine, Rellstab
und Lenau, wo man zunächst das Gefühl hatte, daß Hampson es vorsichtig
angehen ließ. Von einer Stimmkrise, von der in einigen Kritiken der letzten
Wochen etwas zu lesen war, konnte jedoch keine Rede sein. Am besten gelang
hier "Vergiftet sind meine Lieder" nach Heine.
Es
folgten dann noch vor der Pause fünf Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn".
Diese schienen dem Bariton näher zu stehen, man spürte, daß hier ein direkterer
Zugang zu den Stücken bestand. Jede Phrase, jeder Vers wurde mit einer
eigenen interpretatorischen Nuance vorgetragen, jedem Stimmungswechsel
wurde genau nachgespürt. Beinahe mühelos und ohne Brüche wechselt die
Stimme zwischen pianissimi ins forte und wieder zurück, wobei sie niemals
ihre Qualität verlor. Besonders "Revelge" wurde auf diese Weise zu einem
sehr intensiven Vortrag.
Es
gibt eine ganze Reihe von Sängern, die Liszt und Mahler auf hohem Niveau
singen können. Es gibt jedoch keinen Sänger, der die Lieder von amerikanischen
Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts so adäquat darbieten kann wie
Hampson. Da erklingen Stücke von Thacker Burleigh, MacDowell, Grant Still,
Farwell und Homer, die in Europa völlig unbekannt sind, mit der richtigen
Mischung aus Sentiment und Humor spannender, als sie tatsächlich sind.
Ein oft gehörtes Stück wie der Traditional "Shenandoah" wirkt tiefer,
der Stimmungswechsel in Charles Ives' "Memories" läßt einen schlucken,
und beim Traditional "The boatmen's dance" kommt man aus dem Schmunzeln
nicht wieder hinaus.
Am
Flügel begleitete Wolfgang RIEGER einfühlsam, kompetent und bei Liszts
"Die drei Zigeuner" ob der Virtuosität und der unterschiedlichen Stimmungen
fast dem Bariton die Show stehlend.
Das
begeisterte Publikum entließ die Künstler erst nach drei Zugaben, einem
amerikanischen Volkslied, dem fast schon unvermeidlichen "Beautiful dreamer"
von Foster und dem schreiend komischen "I bought a cat". MK
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