Das
Mecklenburgische Staatstheater wagte sich in diesem Jahr bei seinen open
air Schloßfestspielen an Verdis "Forza del destino". Wie immer an dieser
Stelle wird mit Mikrophonen verstärkt, was dieses Mal speziell zu Beginn
zu merkwürdigen Halleffekten führte.
Trumpf
der Schloßfestspiele ist der Spielort zwischen See, Theater und Museum,
welches dieses Mal in der Rolle des Klosters zu erleben war. Geschickt
wurden auf der Fläche davor eine Taverne bzw. ein Feldlager dargestellt
(szenischer Raum von Lutz KREISEL). Die Inszenierung von Peter LOTSCHAK
beschränkte sich auf gefällige Arrangements, die obligaten Auftritte der
Pferde wirkten etwas gezwungen, und was der maskierte, mehrfach auftauchende
Reiter sollte, erschloß sich nicht. Etwas mehr kritische Auseinandersetzung
mit dem Stück ist in diesem Rahmen vielleicht zuviel verlangt gewesen,
trotzdem wurden die Sänger vorrangig sich selbst überlassen. Highlight
waren sicherlich das Finale des Klosterbildes sowie die Schlacht, in der
Alvaro verwundet wird, die mit viel Pyrotechnik stattfand.
Die
Kostüme von Giselher PILZ waren sehr ansehnlich, obgleich man sich fragt,
ob Carlos di Vargas' Verkleidung im zweiten Bild irgendwen von einem armen
Studenten überzeugen konnte.
Es
wurde allerdings eine merkwürdige Version gespielt, mit diversen Strichen
sowohl an Stellen, an denen man üblicherweise nicht damit rechnet, als
auch leider fast schon normale Striche. So gab es zwar alle vier Duette
zwischen Alvaro und Carlos, dafür war die arme Zofe Curra jeglichen Textes
beraubt worden. Der dritte Akt wurde in einer verwirrenden Reihenfolge
der Szenen gegeben, schließlich fand die Pause dann mitten in diesem Akt
statt.
Die
beiden besten Sängerleistungen des Abends kamen von Leonora und Padre
Guardiano. Adva TAS schien in der Cavantina des ersten Aktes ihren Sopran
noch nicht völlig unter Kontrolle gebracht zu haben, jedoch spätestens
im Klosterbild war sie mit einer großen, warmen Verdi-Stimme der Partie
vollauf gewachsen. Das war eine Leistung, die man gerne auch einmal ohne
Verstärkung hören würde. Gleiches gilt für Shavleg ARMASI, der einen prachtvollen
Baß hören ließ, welcher wundervoll strömte. Zudem schaffte der Sänger
es, das häufig schwer erträgliche Salbungsvolle dieser Rolle durch ein
sympathisch-mitfühlendes Spiel durchgehend zu vermeiden.
Beide
Kontrahenten verbreiteten sowohl Licht als auch Schatten. Daniel MAGDAL
(Alvaro) verfügt über eine durchaus reizvoll timbrierte, höhensichere
Stimme. Aber ihm fehlt es daran, diese Stimme in den Dienst der Rolle
zu stellen; statt dessen bietet er sie lediglich dar. Darstellerisch ergeht
er sich vor allem in klischeebeladenen Standardgesten. Michael KRAUS (Carlos)
fehlte es ein wenig an Durchschlagskraft, seiner Cabaletta fehlte es dann
doch etwas an Verve. Ansonsten bot er jedoch eine ordentliche Leistung.
Wenig
erfreulich war die Begegnung mit Sarah VAN DER KEMP als Preziosilla, die
im zweiten Bild noch einigermaßen annehmbar klang, jedoch im dritten Akt
unzählige unschöne Töne hören ließ. Erfreulicherweise auf deutlich höherem
Niveau war Martin WINKLER als Melitone, der seine zwei großen Auftritte
zur Profilierung nutzen konnte.
Christian
HEES war als Trabucco bedauerlicherweise seiner kleinen Arie beraubt worden,
die man nach seinem starken Auftritt im zweiten Bild gerne gehört hätte.
Olaf PLASSA (Marchese di Calatrava) und Dietmar UNGER (Chirurg) waren
rollendeckend, Robert CABAN ein extrem schwacher Alcalde.
Die
beteiligten Chöre (OPERNCHOR DES MECKLENBURGISCHEN STAATSTHEATERS, RACHWAL-CHOR,
Mitglieder der SCHWERINER SINGAKADEMIE E.V., Mitglieder des JUGENDCHORES
DES GOETHE-MUSIKGYMNASIUMS) unter der Leitung von Ulrich BARTHEL waren
ausgesprochen präsent und stimmstark.
Wenig
überzeugend war hingegen die Leitung der MECKLENBURGISCHEN STAATSKAPELLE
SCHWERIN unter der 1. Kapellmeisterin Judith KUBITZ. Ein derart spannungsloses
Dirigat habe ich lange nicht mehr vernommen. Dies kann nicht allein den
Gegebenheiten geschuldet sein - das Orchester befindet sich in einem errichteten
Gebäude neben der Bühne, zu den Sängern wird via Bildschirm Kontakt gehalten.
MK
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