Sieht
man sich die Buchungszahlen der heurigen Salzburger Festspiele an, so
war der "Figaro", kurz nur als Harnoncourt/Netrebko-"Figaro" tituliert,
mit siebenfacher Überbuchung der Renner. Schön und gut, aber ein weiteres,
nicht minder gewichtiges Highlight fand genau einen Monat nach der "Figaro"-Premiere
statt. Die konzertante Aufführung von Hans Werner Henzes "Gogo no Eiko".
Mit
nur einer Aufführung im bei weitem nicht ausverkauften Großen Festspielhaus
wollte man diesen weiteren Jubilar des Jahres 2006 ehren. Und gewünscht
hatte der sich dafür eben dieses "Gogo no Eiko", in der japanischen Fassung,
für die er extra noch ca. 30 Minuten hinzu komponiert hatte.
Gerd
ALBRECHT tat ihm den Gefallen gern, hatte er doch schon eine frühere japanische
Fassung der 1990 eher durchgefallenen Oper "Das verratenen Meer" dirigiert.
Und so geriet der Vormittag zum Ereignis. Mit dem ORCHESTRA NAZIONALE
DELLA RAI TORINO, das Albrechts Dirigat punktgenau und mit der nötigen
Verve umsetzte, brach das Meer über die Zuhörer herein. Die zeitlose Geschichte
von Yukio Mishima, die zarte Liebeszenen neben brutalste Gewalt setzt,
kommt gerade in der konzertanten Form besonders zur Geltung. Alles natürlich
getragen von Henzes Musik, flutend und drängend, einnehmend und betäubend.
Ein Rausch, der niemanden kalt lassen konnte. Große Gefühle neben großer
Leere.
Die
Sänger allesamt in schlichtem Schwarz unterstützten diese Wirkung. So
Jun TAKAHASHI als dreizehnjähriger Sohn Noboru, wie er linkisch dasteht
in all seiner pubertären Unsicherheit und Verführbarkeit. Daneben seine
Gang (Zvi EMANUEL-MARIAL, Teruhiko KOMORI, Kwang-Il KIM und Yasushi HIRANO),
besetzt mit Stimmen vom Baß bis zum Countertenor, massiv drohend und selbstgerecht.
Mari
MIDORIKAWA als Mutter, stimmlich sicherlich am schwächsten, aber begleitet
vom Seemann Ryuji (Tsuyoshi MIHARA), der durch seine Liebe zur Frau nicht
nur das Meer verrät sondern auch, ohne es zu ahnen, den Stiefsohn, und
dieses mit dem Leben bezahlt.
Gerd
Albrecht sagte, daß diese Oper die zornigste Henzes sei, man kann auch
sagen, die vielleicht persönlichste. Mag sein, daß ihn deswegen das Werk
nie ganz losläßt, und jetzt, in der dritten Fassung, hat es eine beeindruckende
Form gefunden, die nun einer mutigen und einfühlsamen Regie harrt.
Ein
sichtlich geschwächter Henze konnte sein Werk live erleben und wurde vom
Publikum mehr als dankbar gefeiert. So sehen wahre Festival-Highlights
aus. KS
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