Auch
diese Oper steht im Schatten Scribes: Felice Romani hat für Donizettis
"L'Elisir d'amore" (1832) nur das Scribe'sche Libretto von "Le Philtre"
(1831) von Auber übersetzt und ein paar Chorstrophen dazu gebastelt. Zwar
sind die Namen geändert, aber die Handlung ist nicht einmal vom Baskenland
nach Italien verlegt worden!
Das
Team Laurent PELLY (Regie und Kostüme) und Chantal THOMAS (Bild) hat bereits
einige gelungene Transpositionen in die Jetztzeit ("Ariadne", "Belle Hélène",
u.v.m.) geliefert. In der Aufführung in der Bastille wurde die Handlung
ca. 1950 angesiedelt, aber schließlich doch nach Süditalien verlegt, denn
es gibt eine "Trattoria dell'incrocio" im 2. Akt, vor der Dulcamara mit
nicht mit einem Eselskarren vorfährt, sondern mit einem 5-t Laster. Auf
der Heckwand des mit "Elisir Dulcamara" bemalten Lasters sind zwei 100-l-Reservoirs
seines Elixirs montiert. Wenn er die Seitenwände auf klappt, kann man
sein fahrendes "Labor" sehen.
Die
Jugend ist auf Vespa oder Fahrrad unterwegs, und Adina fährt ein blaues
Moped, Nemorino kommt auf einem riesigen alten Massey-Ferguson Traktor.
Im 1. und 3. Bild spielt alles um und auf einer 10 m hohen Strohballen-Pyramide,
mit einem mobilen Laufband. Die Kostüme sind eher schäbig - sehr Nachkriegszeit.
Belcore protzt in Carabinieri-Uniform, und Dulcamara trägt ein wein-rotes
Jackett - wie sein Elixir. Alles ist sehr flüssig und dezent geführt.
Den Abend-Vorhang und den Umschlag des Programmhefts zieren alte Reklamen
verschiedenster Wundertränke des beginnenden 20. Jahrhunderts, in "Elisir
Dulcamara" verwandelt.
Dank
des eher zähen Dirigats von Edward GARDNER, Ex-Assistent von Cambreling,
war der Abend musikalisch einigermaßen enttäuschend. Man konnte sich des
Gefühls nicht erwehren, daß das ORCHESTER den Dirigenten leitete und nicht
umgekehrt. Auch der von Peter BURIAN ausgezeichnet einstudierte CHOR war
oft zu laut, besonders in den großen Ensembles.
Zum
Glück waren die Sänger ausgezeichnet. Charles CASTRONOVO war ein wunderbarer
Nemorino. Ohne zu outrieren, spielte er den schüchternen jungen Bauern
sehr glaubhaft. Er sang hinreißend, nicht nur "Una furtiva lagrima", mit
wunderbarer Phrasierung und hatte genau die italianità, die dem Dirigenten
fehlte. Seine Adina war Heidi GRANT MURPHY, die ebenfalls gut die hochnäsige,
reiche Pächterin, die sich auf der Strohpyramide mit Sonnenbrille sonnt,
spielte, Sie war stimmlich zufriedenstellend.
Laurent
NAOURI als Sergeant Belcore war sehr treffend, wenngleich er etwas zu
viel blödelte. Sein prächtiger Baß ist für die Rolle sehr passend. Alberto
RINALDI, ein Routinier der Opera buffa, spielte den gewieften Quacksalber
Dulcamara blendend und war stimmlich in bester Form. Die kleine Rolle
der Ginetta sang Aleksandra ZAMOJSKA passend.
Eitel
Wonne bei der Galaaufführung für die Mäzene der Pariser Oper, die herzlich
lachten und applaudierten. wig.
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