Die
Wiederaufnahme der Produktion verdient den Namen „Traum-Arabella“ heute
noch mehr als vor drei Jahren, denn die Sänger der drei Hauptrollen leben
ihre Partien noch besser und intensiver.
Die
Inszenierung war die gleiche wie vor drei Jahren. Hoffmannsthals bitter-süßes
Requiem auf die Donau-Monarchie in die Entstehungszeit des Werks zu versetzen,
ist durchaus vertretbar. Die Dekadenz der zwanziger Jahre ist dadurch
unterstrichen, daß die Einheitsszene das Foyer eines ramponiertes Hotels
ist (Bühnenbild Erich WONDER). Der Fiaker-Ball ist kein Nobelball, denn
viele dubiose Gestalten (einschließlich Fiakermilli), treiben sich hier
herum, Schieber und abgerüstete Aristokraten. Die beiden zum Ballsaal
führenden Rolltreppen, sowie die schlängelnde, allerdings zu enge Stiege
links im Vordergrund geben den richtigen Rahmen der Epoche.
Die
eleganten Kostüme von Andrea SCHMIDT-FUTTERER betonen diese Dekadenz,
ebenso wie die Beleuchtung von Alexander KOPPELMANN. Weshalb Peter MUSSBACHs
Regie den großen Platz vor der Stiege wenig verwendet, ist nicht klar,
wo viel zu viele Gaukler, als Hotelpersonal verkleidet, ständig herumlaufen.
Weshalb sich die Duette zwischen Graf Waldner und seiner Frau Adelaide,
bzw. zwischen Arabella und Zdenka statt im Foyer in acht Meter Höhe auf
den beiden Absätzen der Rolltreppen abspielen müssen, ist unverständlich.
Strauss-Retter
Günter NEUHOLD sprang wie im Vorjahr bei „Capriccio“ für den während der
Proben erkrankten Christoph von Dohnányi ein (er pendelte dazu für „Lulu“-Proben
zwischen Straßburg und Paris). Satter Strauss-Klang erklang aus dem Orchestergraben,
wo das PHILHARMONIA ORCHESTRA spielte, ohne die vielen subtilen Details
zu vernachlässigen. Es wäre langsam Zeit, daß Günter Neuhold nicht nur
als „Aushilfe“ in Paris zu hören ist. Der CHOR DES THÉATRE DU CHÂTELET
war von Christophe TALMONT neu einstudiert worden, der wacker seinen Mann
(Frau) stand.
Thomas
HAMPSON als Mandryka hat seine Stimme gestärkt, verbessert – wenn das
überhaupt noch möglich ist - ohne je zu forcieren. Seine Erzählung von
der Bärin, die ihm vier Rippen eingedrückt hat, glaubt man dem „halben
Bauern“, denn das Haus bricht fast ein. Um gleich drauf „Das ist ein Fall
von anderer Art“ mit Intensität des Ausdrucks wie ein Lied zu singen.
Absolut hinreißend!
Karita
MATTILAs Arabella ist ebenfalls gereifter, zwar weniger mädchenhaft, doch
mit strahlender, sinnlicher Höhe und gehauchten pianissimi. Daß Strauss
den Frauen immer die gute Rolle zugeschanzt hat, ist natürlich für die
schöne Finnin ein großer Vorteil. Das ideale Liebespaar spielt mit großer
Intensität und bei „Und Du wirst mein Gebieter sein“ sind viele Augen
feucht geworden.
Barbara
BONNEY war wieder Zdenka, eine tragische Figur in dieser abgerüsteten
Gesellschaft. Als verkleideter Junge ist sie ebenso ergreifend, wie das
verliebte junge Mädchen. Wenn sie „Matteo!“ ruft, geht ein ergriffenes
Rauschen durchs Publikum. Auch sie ist stimmlich und darstellerisch gereifter.
Die drei sind ein Dream-Team!
Die
restliche Besetzung war neu, vom dominierenden Elternpaar Waldner angefangen.
Andrew GREENAN als Vater Theodor ist ein wienerisches Original, perfekt
als verarmter Rittmeister, der nur an seine Karten denkt und Arabella
unter allen Umständen unter die Haube bringen will. Seine etwas hysterische
Frau Adelaide war die hervorragende, entwaffnende Rosalind PLOWRIGHT,
eine Luxus-Besetzung.
Stephan
RÜGAMER als halluzinierender Matteo war ebenfalls stimmlich ausgezeichnet,
aber in Lederkluft und mit zottigen Haaren entsprach er eher einem Hell’s
Angel als einem k. & k. Leutnant. Die drei Verehrer Arabellas, die Grafen
Elemer, Dominik und Lamoral waren mit Will HARTMANN, Robin ADAMS und Nicolas
COURJAL sehr gut besetzt. Sie sangen ausgezeichnet und charakterisierten
die drei Freier Marotten als individuelle Persönlichkeiten. Chantal PERRAUD
sang gut die Koloraturen der Fiakermilli, und Doris LAMPRECHT als war
Kartenaufschlägerin sehr passend dekadent.
Eine
Sternstunde! wig.
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