Die
Geschichte von „Tea“ mutet wie eine uralte chinesische Sage an, stammt
aber aus der Feder eines des im Westen wohl bekanntesten lebenden chinesischen
Komponisten Tan Dun und dessen Librettisten Xu Ying.
Der
chinesische Prinz und seine Schwester Lan spielen die Geschichte vom Affenkönig
nach, als der japanische Prinz Seikyo kommt, um sein zehn Jahre altes
Versprechen einzulösen, die geliebte Prinzessin zu heiraten. Der Bruder
reagiert eifersüchtig und will die Schwester nicht verlieren. Nachdem
Seikyo allerdings bewiesen hat, daß er Lans würdig ist, stimmt der chinesische
Kaiser zu. Im selben Augenblick wird ein persischer Prinz gemeldet, der
das Buch des Tees kaufen will, welches im Besitz des chinesischen Prinzen
ist. Seikyo behauptet, das Buch sei eine Fälschung und macht sich mit
Lan auf die Suche nach dem Autor des wahren Buches. Am Ziel ihrer Reise
müssen die Liebenden feststellen, daß dieser gestorben ist, erhalten aber
von dessen Tochter das Buch, da sie die beiden als die Liebenden erkennt,
die die Botschaft des Tees in der Welt verbreiten sollen. Nun taucht der
Prinz auf, und es kommt zum Kampf zwischen ihm und Seikyo. Lan, die beide
Männer liebt, wirft sich dazwischen und wird getötet. Seikyo bleibt nur
der Weg ins Kloster.
Die
Dramaturgin Anke HOFFMANN, die in dieser deutschen Erstaufführung Regie
führt, nimmt sich der Geschichte sehr behutsam an. Kein China-Kitsch,
sondern einfache Zeichen für diese oft ruhende fast still stehende Fabel.
Ein reduziertes Bühnenbild (Bühne und Kostüme Heike SCHEELE) nur mit wenigen
Papierstreifen, das neben den Darstellern von den drei auf Podesten stehenden
Percussionisten (Axel FRIES, Jana CHITRALLA und Maren POELMANN) dominiert
wird, verhilft zur nötigen Konzentration auf die Geschichte. Die Schlagwerker
spielen sehr handlungsgebunden mit Wasser (Tee) und Papier (Buch), und
es gelingt Tan Dun, damit nicht nur einfach einen Geräusch-Teppich zu
erzeugen, wie viele seiner Komponisten-Kollegen dies täten, sondern tatsächlich
Teil des Stückes und der Inszenierung zu werden.
Das
Orchester in Graben wiederum besteht aus einer klassischen westlichen
Besetzung mit, wobei Streicher, Schlagzeug und Harfe den Vordergrund bilden.
Eric SOLÉN führt das OLDENBURGISCHE STAATSORCHESTER, das ein wunderbares
Gespür für diese Musik entwickelt hat, souverän durch den Abend. Der Gesangsstil,
oft mit Staccato-Betonung auf dem letzten Buchstaben, aber auch mit wohlklingenden
Gesangslinien, verbindet westliche mit östlicher Tradition und klingt
für das europäische Ohr nie fremd.
Paul
BRADY als Seikyo zeigt die ganze Tragik der Rolle des Mannes, der letztlich
ohne sein Verschulden die Liebe seines Lebens verliert und singt als Muttersprachler
den englischen Text wunderbar verständlich. Irina WISCHNIZKAJA spielt
die Prinzessin Lan bezaubernd mit leuchtendem Sopran, und Thomas W. KUCKLER
gibt den chinesischen Prinzen die nötige Kälte, die lieber den Kampf und
den Tod sucht als den Verlust. Alexia BASILE verleiht der Ritualmeisterin
die dem Thema angemessene Würde.
Das
Publikum hat diese Geschichte so dankbar angenommen, daß gar Zusatzvorstellungen
anberaumt werden mußten. Wo gibt es das schon bei zeitgenössischer Oper…?
KS
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