In
Oldenburg hatte man sich für einen Regisseur pro Einakter entschieden,
aber mit Claudia JENATSCH eine gemeinsame Bühnen- und Kostümbildnerin
gewählt und so zu einer dezenten optischen Verbindung der drei Stücke
gefunden.
Für
den „Tabarro“ (Regie: Tobias SOSINKA) bedeutete das die Ansiedelung des
Stückes in einem fast verlassenen Industriehafen mit Maschendrahtzaun
und viel Beton bei schwefeligem Licht. Gleich zu Beginn steht Michele
(Ks. Bernhard LYON) ins Leere starrend mit einem Feuerzeug beziehungsreich
spielend da. Er ist die trügerische Ruhe selbst, der nichts an sich heran
läßt, sich langsam fast schwebend bewegend.
Seine
Frau Giorgetta (Magdalena SCHÄFER) hingegen bewegt sich kokett und lebenslustig
in leicht geschmackloser Kleidung mit schwarzem Minirock, rosa Söckchen,
rosa Hemd und dunkelblauer Strickjacke. Sie kann dem in Cordjackett und
rotem Schal als Weltmann daherkommenden Luigi (stimmlich zu heldisch:
Seung-Ji CHOI) nicht widerstehen. Das Drama nimmt in dieser Konstellation
seinen Lauf, und man weiß, daß hier kein altes Liebepaar reifen wird,
wie das, das sich im Hintergrund freundlich trifft. Leider wird dabei
nicht recht klar, wie aus dem stoisch besonnenen Mann Michele ein Mörder
werden kann, stille Wasser sind vermutlich tief.
Als
humoristischer Gegenpol spielt sich Alexia BASILE (auch stimmlich frech
und schwungvoll) als Frugola in die Herzen, begleitet von Henry KIICHLI
als Talpa. Martin KOCH gibt einen aufbrausenden, bedrohlichen Tinca und
rundet das Bild dieser verlorenen Gesellschaft ab.
Auch
in der „Suor Angelica“ (Regie: Dagmar PISCHEL) sieht man eine verlorene
Gesellschaft. Die Nonnen verbringen ihren Tag in unnützer Untätigkeit
zwischen hohen Mauern und einigen aus dem Stein sprießenden Blumen, so
unbarmherzig und kalt wie die Suora Zelatrice (Alexia Basile) und die
Äbtissin (Gitta PAMIN-JENSEN). Was für ein Ereignis sind da die Schwestern,
die mit den Almosen nach Hause kommen. Aber die einsamste von allen, sich
immer abseits haltende ist Angelica.
Zunächst
wirkt Ks. Marcia PARKS fast zu gesetzt für die Rolle. Aber spätestens
beim Besuch der Zia (lasziv dunkel Ariane ARCOJA), die als Lebedame der
zwanziger Jahre hereinweht, um den Moralapostel zu spielen, blüht die
Parks auf und läßt alle Bedenken verfliegen. Wenn sie sich, nachdem sich
die Tante mit gefälschter Unterschrift davon gemacht hat, die Haube vom
kurz geschnittenen Haar reißt und ihren toten Sohn besingt, ist sie von
einer ungebrochenen Innigkeit und einem auch stimmlichen Glanz, der bis
zur Sterbeszene anhält, in der ein kleiner Junge aus einem lebensgroßen
Madonnenbild im Strahlenkranz zu ihrer Rettung kommt.
Der
„Gianni Schicchi“ (Regie: Uwe Eric LAUFENBERG) wird in die fünfziger Jahre
versetzt. Die Donatis sind eine etwas herunter gekommene Familie, die
sich bemüht, den Schein zu wahren ob der Stellung, die sie wohl nie hatten.
Nur Gianni Schicchi hat die Zeichen der Zeit erkannt, und ist Mafiosi
im weißen Anzug, weißem Hut und schwarzem Hemd, mit Schnauzer und Sonnenbrille
geworden. Paul BRADY spielt die Rolle mit ungewohnter Zurückhaltung als
liebender Vater und ruhender Pol. Stimmlich aber gibt er ein prächtiges
Double des zahnlosen Buoso. Und ganz am Ende kann er es sich nicht verkneifen
allen, sprich dem Publikum, ein bildliches „Ihr könnt mich mal…“ zu präsentieren,
indem Schicchis Leopardenunterhose plötzlich verschwunden ist.
Doch
Lauretta (Anja METZGER) ist zu dem Zeitpunkt sowieso bereits anderweitig
mit Rinucchio (Daniel BEHLE) beschäftigt, nachdem sie den Vater bereits
schönstimmig mit ihrer Arie becirct hat. Auch der Rest des Ensembles zeigt
sich gewohnt spielfreudig, so z. B. Ks. Fritz VITU als Simone.
GMD
Alexander RUMPF hatte das OLDENBURGISCHE STAATSORCHESTER und das Geschehen
auf der Bühne jederzeit gefühlvoll begleitend im Griff. KS
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