Viele
Menschen bevölkern das Fest, auf dem Hoffmann seine Geschichte von Klein
Zack in Manier eines französischen Chansonniers zum Besten gibt. Da sind
z. B. Andy Warhol, John Lennon mit Yoko oder Onassis in Begleitung von
Jackie Kennedy. Und nach diesem Auftakt ist klar, daß der Abend sehr heterogen
werden wird, wo sich schon hier der Zusammenhang nicht erschließt.
Regisseur
Philipp KOCHHEIM geht noch weiter. Daß er sich für die Fassung mit den
1998 uraufgeführten zusätzlichen 144 Takten des Giulietta-Aktes entscheidet,
dagegen spricht natürlich nichts. Darüber hinaus entscheidet er sich für
die Reihenfolge Antonia, Olympia, Giulietta und deutet damit Olympia nach
dem Verlust der großen Liebe, als gen-manipulierten Klon Antonias. Mit
dem Mord im Giulietta-Akt ist dann der stete Abstieg des Dichters perfekt.
Die Liebesgeschichten als Stationen des Verfalls zu deuten, macht erzähltechnisch
Sinn.
Zu
Beginn also Antonia, sehr schön, wenn auch etwas hart gesungen von Anja
METZGER, lebt in einer Welt voller Puppen, mit denen ihr Vater (Fritz
VITU) sie hilflos und vergeblich vom Singen und von Hoffmann ablenken
will. Dr. Mirakel (Henry KIICHLI), oder war es Jacques Offenbach (?),
hat da leichtes Spiel. Sehr schön ist hier der Auftritt von Frantz (Martin
KOCH), der als Pennäler mit Brille und kariertem Pullunder sich in Selbstmitleid
ergießt.
In
Spalanzani (Joachim SIEMANN) begegnen wir einem abgedrehten Schönheitschirurgen
auf PR-Tour. Seine Olympia wird im gefließten OP-Saal präsentiert, wie
auf einer Messe mit Stehempfang. Allerdings mit wunderbar innigem Sopran
gesungen von Elena FINK.
Giulietta
hingegen residiert im Mafia-Milieu der zwanziger, dreißiger Jahre. Hier
wird alles aufgefahren, von den dunklen Sonnenbrillen bis zum Maschinengewehr
im Geigenkasten. Und so gerät der Akt, nicht zuletzt durch das wilde Herumgehüpfe
von Pitichinaccio (wiederum Martin Koch) etwas aus den Fugen. Als ruhender
Pol steht Giulietta über allem. Für die verletzte Marcia PARKS war Natalie
BOISSY eingesprungen, die die Rolle vom Münchner Gärtnerplatztheater aufs
Beste kennt.
Am
Schluß bleibt es dann der geduldig wartenden Muse (Alexia BASILE) überlassen,
ihren Dichter von den Richtern in den dunklen Mänteln, wegzuführen. Apropos
Dichter: Markus PETSCH als Hoffmann war sowohl darstellerisch wie auch
sängerisch ein großer Genuß.
Zum
eher zerfaserten Gesamteindruck trug an diesem Abend leider auch Eric
SOLÉN am Pult bei, der oft genug Bühne und ORCHESTER nicht zusammenhalten
konnte. Kerstin Schröder
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