Opernstudio
der Bayerischen Staatsoper
Marcus
H.ROSENMÜLLER, der die Inszenierung des Stückes übernahm, verlegte die
Handlung in die Bowling-Bahn, eingerichtet im Keller eines französischen
Schlosses der Jetztzeit (Bühne Doerthe KOMNICK und Kostüme Sophia DREYER),
um die Schloßherrin und ihr Gefolge zu ernähren, die dazugehörigen Herren
einschließlich des Schloßherren waren im Krieg. Warum aber der die Handlung
betitelnde Verführer aller Weiblichkeit und seine Kumpane, die in vielen
Verkleidungen ihr verführerisches Unwesen bei der Damenwelt trieben, auch
steckbrieflich gesucht vom Gouverneur des Ortes, vom Kriegsdienst verschont
blieben (sie kehrten allesamt am Schluß der Oper heil zurück), läßt das
Libretto von Eugène Scribe und Charles-Gaspard Delestre-Poirson offen.
An
diesem Abend versuchte es der Titelheld als Wunderheiler, Bowling-Champion
und Klosterfrau, um zu seinem Ziel zu gelangen. Das Publikum war mit einbezogen
und erhielt beim Eintritt einen Steckbrief zum Programm, Ory könnte ja
in einer Verkleidung im Publikum sitzen, was der Gouverneur auch gleich
zu Beginn der Oper kund tat. Insgesamt inszenierte Marcus H.Rosenmüller
die Oper als Lustspiel für Kinder und Jugendliche und jung gebliebene
Erwachsene, sie ist ja auch eine opéra comique.
Gioacchino
Rossini, der Meister der opéra comique, dessen großartige Musik ja diese
seine vorletzte Oper - komponiert im Jahre 1824 - schließlich ausmacht,
kam durch soviel Aktionen auf der Bühne ein wenig zu kurz, obwohl an diesem
Abend eine Dirigentin am Pult stand, die das BAYERISCHE STAATSORCHESTER
Staatsorchester einfühlsam und Rossini-gerecht durch den Abend führte,
nämlich Oksana LYNIV, von ihr wird man noch vieles Positives zu hören
bekommen.
Die
Interpreten des Abends kamen allesamt aus dem Opernstudio der Bayerischen
Staatsoper, dem man zu diesen jungen Sängern nur gratulieren kann. Die
Comtesse - im Programmheft als Adèle benannt - sang Elsa BENOIT mit sehr
guten Koloraturen und schönen ausgefeilten piani, Matthew GRILLS in der
Titelrolle zeigte ausgeprägte tenorale Rossini-Höhen und dazu noch eine
sehr gute Darstellungsfähigkeit (erwähnenswert die Szene unter der Dusche)
und Marzia MARZO als Isolier, männlich in der Darstellung mit sehr gutem
ausdrucksbetontem Mezzo.
Die
weiteren Protagonisten des Opernstudios wie Rachael WILSON als Ragonde,
John CARPENTER als Raimband und Leonard BERNAD als Gouverneur sowie die
kleineren Rollen wie Maria PITSCH als Alice, Andreas SMETTAN und Evgenij
KACHUROVSKY als Coryphée 1 und 2 waren ebenfalls gut ausgewählt und fügten
sich bestens ein. Dazu auch noch der EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER
unter der sehr guten Einstudierung von Sören ECKHOFF. I.St.
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