Um
einen ausgefeilt dirigierten, demnach musikalisch hochkarätigen 2. "Ring"-Abend
zu erleben, mußte man eine Eintrittskarte für diesen Nachmittag haben,
den uns GMD Kirill PETRENKO und das BAYERISCHE STAATSORCHESTER mit seiner
Auffassung der Walküren-Partitur beschert hat. Kirill Petrenko vermochte
auch die unsinnige Idee des Regisseurs Andreas KRIEGENBURG ,den 3. Aufzug
vor dem "Walküren-Ritt" mit einem stöhnenden von Walküren (Statistinnen)
dargebotenen minutenlangen a-capella-Pferdegetrampel-Ballett durch sofortiges
Einsetzen der Musik zu retten, so daß die immer wieder zu hörenden "Aufhören"
Rufe des Publikums, auch mit Buh-Geschrei, glücklicherweise in der Musik
untergingen und man sich sofort wieder auf die kommende Musik konzentrieren
konnte. Auch in der Sängerführung und Untermalung ist Kirill Petrenko
unübertroffen. Er gibt die richtigen Einsätze und schafft für die Sänger
die Sicherheit, sich voll auf ihren Rollenpart zu konzentrieren.
Zur
übrigen Inszenierung von Andreas Kriegenburg ist zu sagen, daß sie im
übrigen durchaus durchdacht und schlüssig wirkt, zumal seine Regiegedanken
auch das Bühnenbild (Harald B.THOR) in jedem Akt wiedergibt. Sehr gut
erschien Siegmunds Kampf auf der Bühne während der einleitenden Musik,
der ihn schließlich zwang, in das Haus Hundings zu fliehen. Unverständlich
sind nur die einzelnen Statisten-Figuren, die sich gerade im 1. Akt auf
der Bühne allzu fremd bewegten. Aber im Laufe des Abends gewöhnt man sich
an so manches Erdachte, was aber den Eindruck ein schlüssigen Inszenierung
nicht schmälerte. Die Kostüme von Andrea SCHAD paßten sich sehr gut der
Inszenierung an, was besonders bei den Walküren zu bemerken war. Nur die
Choreographin für all den "Trampelunsinn" hätte sich die Bayerische Staatsoper
sparen können.
Kirill
Petrenko holte aus den Sängern des Abends alles heraus, was diese an stimmlicher
Perfektion und Ausdruck zu bieten hatten. Christopher VENTRIS als Siegmund
steigerte sich bis zu seinem Ende in tenoraler Höhe zu einer ungeahnten
Perfektion, zumal er auch Anja KAMPE als Sieglinde zur Partnerin hatte,
die jeden Richard-Wagner-Abend zu einem unvergeßlichen macht, da sie die
Sieglinde-Interpretin schlechthin zu sein scheint. Günther GROISSBÖCK
als Hunding mit profundem Baß scheint in brutaler Darstellung dieser Rolle
als Idealbesetzung dieser Partie.
Göttervater
Wotan wurde von Thomas J.MAYER in großer stimmlicher Steigerung bis zum
Ende erwartungsgerecht interpretiert, die er ab seiner Erzählung im 2.
Akt in fortlaufender Weise bis zum Schluß darbot. Sehr gut die Schlußszene
mit Brünnhilde Evelyn HERLITZIUS, die im Augenblick als Idealbesetzung
dieser Partie gilt, ein kleiner Aussetzer im 3. Akt ist absolut übersehbar,
da diese Künstlerin eine großartige Technik besitzt, und sich bis zum
Schluß einer Partie zu steigern vermag.
Elisabeth
KULMANN zeigte in sehr guter Stimmposition eine Fricka, die mit Verführungskünsten
ihren Ehemann Wotan zu seiner Handlung mit katastrophalen Folgen bewegen
konnte. Die Walküren waren mit Susan FORSTER, Karen FORSTER, Golda SCHULTZ,
Heike GRÖTZINGER, Okka von der DAMERAU, Roswitha C. MÜLLER, Alexandra
PETERSAMER und Nadine WEISSMANN ausreichend besetzt.
Ein
musikalisch hochkarätiger Richard-Wagner-Abend in der Bayerischen Staatsoper
unter der Stabführung von Kirill Petrenko. I.St.
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