Auch
so kann man librettogerecht inszenieren. Barbara WYSOCKA verlegte die
bekannte Handlung in die Zeit der fünfziger Jahre, wo Heiraten aus Geld-
und Staatsraisongründen neben Korruption in höchsten Kreisen Gang und
Gäbe waren, so daß diese ihre Inszenierung man als glänzend durchdacht
und publikumsverständlich bezeichnen kann. Bühnenbild (Barbara HANICKA)
und Kostüme (Julia KORNACKA) paßten sich den Regiegedanken sehr gut an,
so fand das Handlungsgeschehen in einem abgewohnten Saal eines Palastes
aus dem 16. Jahrhundert statt, in dem sich die Protagonisten in moderner
Kleidung dieser besagten fünfziger Jahre nicht verloren, und in dem auch
ein Auto, in welchem Edgardo reiste (sehr guter Gedanke, ihn im Video
chauffierend einzubinden), in dieser Zeit nicht störend wirkte.
An
diesem Abend traten in den Hauptpartien auch die besten Belcanto-Sänger
auf, die die Opernwelt derzeit zu bieten hat, und denen das Publikum mit
stehendem Applaus für ihre Interpretationen dankte. In der Titelrolle
eine bestens disponierte Diana DAMRAU, deren leuchtende Koloraturen ausgefeilt,
höhensicher und mit starkem Ausdruck zum Publikum kamen, zumal sie auch
in der Darstellung der unglücklichen Lucia unübertrefflich war. Ihr zur
Seite Pavol BRESLIK als Edgardo, dessen best-tonorale Belcanto-Interpretationen
immer wieder eine Garantie für geglückte Belcanto-Abende darstellen, zumal
er mit dieser Partie als Ideal-Partner für Diana Damrau gelten darf.
Luca
SALSI als Enrico Ashton konnte sich mit seinem fülligen stimmstarken Bariton
- er sprang für den erkrankten Franco Vassallo ein - nicht besser in die
Riege der Belcanto-Weltinterpreten einfügen. Ebenso konnte Emmanuele D'AGUANNO
als der unglückliche Lord Arturo Bucklaw überzeugen, während Georg ZEPPENFELD
als der priesterliche Erzieher Raimondo Bidebent mit seinem profunden
kräftigen Baß und seiner Bühnenpräsenz die Riege der Bestinterpreten abschloß.
Dean POWER als der Intrigen spinnende Normanno fügte sich sehr gut ein.
Die
Lucia-Auftritte untermalte eine Glasharmonika, gespielt von Sascha ECKERT,
die auch bei der Originalfassung vom Komponisten erklang, um die Wahnvorstellungen
und das Gefühlsleben der Hauptinterpretin noch mehr zu unterstreichen,
was die Musikalität einer "Lucia"-Aufführung noch mehr hervorhebt.
Das
Bayerische Staatsorchester unter Kirill PETRENKO machte dazu diesen Abend
zu einem musikalisch Unvergeßlichen, zumal auch der CHOR DER BAYERISCHEN
STAATSOPER unter der bewährten Einstudierung von Stellario FAGONE in Bestform
war.
Diese
Inszenierung söhnte mit vielen anderen dieser Art das Publikum aus, es
kann aber auch daran liegen, daß sie mit diesen hervorragenden Interpreten
des Belcanto besetzt war. ISt
|