Johann
Strauß hat, wie das interessante Programmheft verrät, die Uraufführung
am 26.10.1899 dieser Erfolgsoperette mit zündenden Melodien selbst nicht
mehr erlebt, sie wurde mit Hilfe von Adolf Müller jun. aus seinen bekanntesten
Melodien zusammengestellt, da sich Strauß für eine Neukomposition aus
gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Stande fühlte. Das Handlungsgeschehen
spielt während der Zeit des Wiener Kongresses, wo es um die amourösen
Abenteuer eines Grafen mit ihren Verwirrungen und Verstrickungen geht,
und die, wie könnte es in einer Operette anders sein, zu einem glücklichen
Ende für drei Paare führen. Das ursprüngliche Libretto wurde von den einstmals
bekanntesten Librettisten Viktor Léon und Leo Stein geschrieben, das für
das Staatstheater am Gärtnerplatz von Nicole Claudia Weber überarbeitet
wurde.
Inszeniert
wurde dieses lang vermißte Operettenwerk von Nicole Claudia WEBER, die
durchdacht und genau die Wiener Atmosphäre mit bester Personenführung
auf die Bühne brachte, sogar die Wiener Kleinbürgerwelt der Diener und
Prater- und Fiakerleute konnte sie sehr gut herausarbeiten. Das Bühnenbild
von Karl FEHRINGER und Judith LEIKAUF zeigte zudem bunt und anschaulich
die Adelspalais auf, sogar die Schlußszene in einem Hietzinger Weinbeisl
war milieuperfekt durchdacht. Das Palais des 1. Aktes war mit Klimt-Motiven
ausgestattet, ein sehr guter Einfall. Sogar ein Würstelwagen im 2. Akt
war zur Belustigung des Publikums auf der Bühne, sowie ohne kitschig zu
wirken im 1. Akt ein Pferd aus einem Ringelspiel im Prater. Dazu paßten
sehr gut die zeitgerechten Kostüme von Marie-Luise WALEK.
Von
den Darstellern und Sängern des Abends müssen die Herren besonders erwähnt
werden, die darstellerisch und textverständlich in ihren Couplets und
Duetten ihre Rolle verkörperten, allen voran der liebestolle Graf Zedlau,
dargestellt von Tilmann UNGER, dessen fülliger und höhensicherer Tenor
nebst Bühnenpräsenz ganz dieser Rolle entspricht, dazu sein Kammerdiener
Joseph, den Daniel PROHASKA nicht nur gesanglich perfekt, sondern auch
wieder einmal mit darstellerischer Komik im Wiener Schmäh auf die Bühne
brachte. Besonders erwähnenswert die Schlußszene mit Wolfgang HÜBSCH als
Vater Kagler und der Eifersuchtsstreit mit seiner Angebeteten Pepi. Über
Wolfgang Hübsch, der als Schauspieler immer perfekte Figurenzeichnungen
auf die Bühne bringt, ist aus diesem Grunde nicht viel zu schreiben, alles
stimmte.
Dazu
gesellte sich in einer Doppelrolle, in jeder der beiden eine humoristische
Glanzleistung so als der im Rollstuhl befindliche adelige Weiberheld Graf
Bitowski und dann im Gegensatz dazu als Fiakerkutscher , Harald HOFBAUER.
Als Fürst Ypsenheim sah man Hans GRÖNING, der seine Rolle als sächsischer
Adeliger gut durch den Abend brachte. Und last not least die Damenriege
Cornelia HORAK als Gräfin Zedlau, Ella TYRAN als Franziska Cagliari und
Jasmina SAKR als Pepi. Alle Damen konnten zwar gesanglich und dastellerisch
die Erwartungen des Publikums erfüllen, aber leider konnten sie außer
Jasina Sakr ihren Gesangstext nicht ausreichend verständlich zum Publikum
bringen. Und Textverständlichkeit ist gerade bei einer Operette wichtig.
Die
Choreographie der Tanzeinlagen von Cedric Lee BRADLEY war gut, sowie ebenalls
die Choreinstudierung von Felix SCHULER-MEYBIER. Die Kleinstrollen von
Anna Katharina FLECK als Kellnerin sowie Tom O'MALLEY und Christian WEINDL
als männliche Kellner fügten sich gut ein. In den stummen Rollen (nette
Regie-Idee) der beiden Putten konnten sich Alexander WERTMANN und Vedran
LUVRIC gut dem Publikum präsentieren.
Und
am Ende des Stücks war neben den Putten auch noch der geigende Meister
Strauß am Bühnenhimmel zu sehen. Walzerseligkeit im Staatstheater am Gärtnerplatz,
die bestens von Michael BRANDSTÄTTER mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS
vermittelt wurde. I.St.
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