Mit
einer Fülle von Plastikfolien auf der Bühne, in die sich Protagonisten,
Chor und Statisten verhüllten und enthüllten, sogar das Schiff des unglücklichen
in den Tod getriebenen Peter Grimes war aus duchsichtigem Plastik auf
der Bühne zu bewundern, stellten Regisseur Balazs KOVALIK und Bühnenbildner
Csaba ANTAL die Atmosphäre des handlungsbestimmenden Fischerdorfes in
Oldengland "The Borough" auf die Bühne, in dem es noch Kinderarbeit gab
und dazu Brutalitäten bei diesen armen Geschöpfen gang und gäbe waren.
Auch bei alleinstehenen Frauen - wie hier die Lehrerin Ellen Orford -
waren Diskriminierung und Unterdrückung an der Tagesordnung.
Die
Personenführung kann man im gesamten Handlungsbereich als gelungen bezeichnen,
da diese Inszenierung librettogerecht (Montague Slater) in englischer
Sprache (mit deutschen Übertiteln) auf die Bühne kam. Sehr gut herausgearbeitete
Massenszenen, in denen die in diesem Stück wichtigen kleingeistigen Dorfbewohner
hervorragend charakterisiert werden. Jede einzelne der Figuren waren gut
gezeichnet und daher rollengerecht besetzt. Benjamin Brittens Erfolgsoper,
musikalisch zeigt sie die englische Moderne in außergewöhnlicher gefühlsbetonter
Komposition auf, lag in den bewährten Händen von Marco COMIN, der Brittens
musikalische Gedanken durch das ORChESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ
sehr gut herausgearbeitet hat.
Um
Brittens Meisterwerk so auf die Bühne zu bringen, braucht man in den Hauptpartien
zwei Sänger, die in bester Stimmposition dieses schwer zu singende Werk
dem Publikum eindringlich nahe bringen können. So hörte man in der Hauptpartie
Gerhard SIEGEL, der mit seinem höhensicheren Tenor und eindringlicher
Gestaltung diese Rolle zu seiner Glanzpartie machen konnte, die er gerade
in den Wahnszenenen voll ausleben konnte. In der Rolle der Ellen Orford
erlebte man Edith HALLER, die mit ihrem pianoreichen Sopran, den diese
Rolle verlangt, in den Szenen mit Wunschpartner Peter Grimes und in der
Szene des 2. Akts die ganze Gefühlswelt dieser vergeblich Liebenden zeigen
konnte.
Die
Zentralfigur des Stücks stellt der Waisenjunge Boy dar, den der Regisseur
immer wieder als den angeblich von Grimes getöteten Vorgänger desselben
John auf der Bühne erscheinen läßt. Dadurch werden die Wahnszenen des
Grimes voll unterstrichen, der Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr
realisieren konnte. Diese stumme Rolle wurde von dem Kind Rafael SCHÜTZ
mit einer großen Begabung für eine Schauspielkarriere dargestellt. Als
Grimes-Freund Captain Balstrode sah man in sehr guter Stimmposition Ashley
HOLLAND.
Die
in diesem Stück sehr wichtigen Dorfbewohner waren sehr gut erwählt und
gezeichnet, die da wären die kupplerische Wirtin Auntie von Snejinka AVRAMOVA,
die beiden Dorfflittchen Nieces 1 und 2 von Frances LUCEY und Elaine ORTIZ
ARANDES, der Fischer und Methodist von Juan Carlos FALCÓN, Istvan KOVACS
als Anwalt Swalow, Ann-Katrin NAIDU als tablettensüchtige Witwe Sedley,
Stefan THOMAS als Reverend Adams, Holger OHLMANN als rothaariger Apotheker
Ned Keene, Martin HAUSBERG als Fuhrmann Hobson und last not least Enrico
SARTORI als Dr. Crabbe.
Die
Massenszenen - wie schon angesprochen - waren exzellent herausgearbeitet,
besonders das Tanzfest der Dorfbewohner, bei dem der Übergang zur Düsterkeit
des kommenden Handlungsgeschehens sehr publikumswirksam aufgezeigt wurde.
Der CHOR mit CHORSOLISTEN; EXTRACHOR und STATISTERIE des STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ - Choreinstudierung Jörg Hinnerk ANDRESEN - taten ihr
Bestes zum Gelingen eines interessanten Opernabends. I.St.
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