Die
einstmals umstrittene Inszenierung - erheblich entsorgt - von Martin DUNCAN
erzählte durch eine Sheharezade im Tschador (Demet GÜL) Kindern und Erwachsenen
ein Märchen aus 1000 und einer Nacht, man überließ die Sprechtexte der
Erzählerin, so konnten sich Sänger und Publikum ganz auf Mozarts Musik
konzentrieren, schon während der Ouvertüre kam Handlung auf der Bühne
auf, wo man sich durch Eunuchen, Haremsdamen und mehrfarbige schwebende
Sofas auf das Bühnengeschehen einstimmen konnte. Glücklicherweise trugen
die Eunuchen nur Kreuze auf der Unterwäsche, nicht wie in früheren Aufführungen
blutverschmierte Unterwäsche.
Die
Gesangspassagen fanden meist auf den schwebenden Diwanen statt, man doubelte
die Rollen von Konstanze und Blonde (Trude ALBERT und Katharina MÜLLER
- unverständlicherweise) und setzte sogar eine Zeichnerin ein, die einiges
am Bühnenbild ergänzte, so auch wurden die Protagonisten des Abends am
Schluß dem Publikum vorgestellt. Auch die Sprechrolle des Bassa Selim
wurde durch eine stumme Rolle ersetzt (Bernd SCHMITT), was zwar in dieser
Inszenierung nicht störend wirkt, nur vermißte man die ausgewogenen Sprechtexte
des Bassa des Original-Librettos von Johann Gottlieb Stephanie d.J. bearbeitet
von Christoph Friedrich Bretzner.
Diese
Inszenierung konzentriert sich also voll auf die Stimmen, die für diesen
Abend gut und auserlesen gewählt waren. Als Konstanze erlebte man Lisette
OROPESA, die gerade in ihrer Martern-Arie ihre Koloraturen augefeilt und
höhensicher singen konnte, ihr zu Seite als Blonde Rebecca NELSEN, ebenso
höhensicher und in ihrer Bühnenpräsenz gut ausgewählt.
Ein
besonderes Augenmerk war auf Javier CAMARENA als Belmonte zu legen, der
diese Partie neben seinen vielen Rossini-Belcanto-Partien im Repertoire
hat und auch diese Rolle mit äußerster Sorgfalt und stimmlicher Präzision
zum Publikum bringen konnte. Matthew GRILLS als Pedrillo überwand seine
anfängliche Zurückhaltung und sang sich im Laufe des Abend immer mehr
frei und brachte seine Partie gut zu Ende.
Den
Vogel allerdings schoß Hans-Peter KÖNIG als Osmin ab, ohnehin eine Baß-Partie,
die mit allen bassistischen Raffinessen ausgestattet ist, und die diese
Figur in diesem Singspiel - hervorragend gesungen und humoristisch dargestellt
- zur Zentralfigur werden läßt. Das ist Hans-Peter König sehr gut gelungen.
Constantin
TRINKS am Pult führte das BAYERISCHE STAATSORChESTER präzise mozartgerecht
durch den Abend, der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Stellario FAGONE
trug zum Gelingen dieses Mozart-Abends sehr gut bei.
Diese
Inszenierung ist in dieser Form so gelungen, daß man diese ohne Weiteres
seinen Kindern zur Einführung in die Welt der Oper gönnen kann. ISt
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