An
das Rom um 1800, indem die Handlung der Oper spielt, erinnert diese Inszenierung
(Luc BONDY) nur fragmentweise (es gab nur internas von San Andrea della
Valle, Palazzo Farnese und Castell Sant'Angelo, die aber durchaus auch
andere Gebäude betreffen könnten), die Kostüme allerdings von Milena COANONERO
konnten das Publikum in das Zeitgeschehen der napoleonischen Kriegführung
in Italien entführen.
Dafür
standen aber der Bayerischen Staatsoper an diesem Abend hervorragende
Sänger zur Verfügung, die diesen zu einem Highlight zu Beginn der Saison
2014/2015 machen konnten. In der Titelrolle Anja HARTEROS, die der großen
Maria Callas immer ähnlicher wird, eine höhensichere Stimmtechnik gepaart
mit Ausdrucksbetontheit und darstellerischem Können zeichnet diese Stimme
aus, vor allem in den Szenen mit Scarpia im 2. Akt und dazu das hervorragend
herausgearbeitete Entsetzen über den Tod ihres Mario und ihr "Scarpia,
avanti a Dio". So entsprach ihre gesangliche und darstellerische Interpretation
voll der Komposition Puccinis und den Librettogedanken von Giuseppe Giacosa
und Luigi Illica, eine liebende Kämpferin bis zum Tod.
Als
Scarpia trat zum ersten Mal Thomas HAMPSON in München auf, der diese Rolle
mit äußerster stimmlicher Präzision als vornehmer Wüstling gestaltete,
der sexwütig nicht davor zurückschreckte, die Madonnenskulptur in San
Andrea della Valle als irdische Frau zu sehen. Seine Interpretation des
"Te Deum" wird noch lange nachklingen. Von ihm hervorragend nicht nur
gesanglich herausgearbeitet die Szenen mit Tosca im 2. Akt.
Als
Mario Cavaradossi war nach langer Abwesenheit Marcello GIORDANI auf der
Bühne, der seine Rolle mehr als italienischer Macho gestaltete, er war
ein Freiheitskämpfer für ein österreichfreies Italien, seine Liebe zu
Tosca war nur eine schöne Begleiterscheinung in seinem darauf ausgerichteten
Leben, was er auch bei einem in besten Tenorhöhen ausgestatteten "Vittoria,
vittoria!" bewies. Leider verließen ihn bei "E lucevan le stelle" die
Kräfte, er konnte aber seine Partie dann bis zu seinem Ende gut durchhalten.
Der Schlußbeifall des Publikums bewies es ihm.
Eine
sehr gute Studie zeigte wieder Christoph STEPHINGER als Mesner, auch rollengerecht
besetzt der Angelotti von Goran JURIC. Die übrigen Rollen der Oper waren
mit Francesco PETROZZI und Christian RIEGER als die beiden Schergen des
Scarpia Spoletta und Sciarrone, Leonard BERNAD als Gefängniswärter sowie
mit einem SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs ausreichend besetzt. Die CHÖRE
waren von Stellario FAGONE wieder einmal sehr gut einstudiert, vor allem
der KINDERCHOR, dem er ja vorsteht.
Asher
FISCH führte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER gut durch den Abend, manche
Buhs vor der Pause waren völlig unbegründet.
Am
kommenden Samstag findet mit gleicher Oper und Besetzung wie alljährlich
die Veranstaltung der Freunde des Nationaltheaters statt, die dazu wieder
die alten Größen der Bayerischen Staatsoper eingeladen haben, damit diese
im Herzen ihres Publikums nicht vergessen sind. Leider war für diese Veranstaltung
diesesmal für die Rezensentin keine Karte zu erhalten, so daß diese auf
die Informationen glücklicher Karteninhaber angewiesen ist. Aus der zugesandten
Liste der anwesenden Größen sind die Kammersängerinnen und Kammersänger
Annelie Waas, Sylvia Geszty, Ingeborg Hallstein, Hildegard Hillebrecht,
Edith Mathis und Ruth-Margret Pütz , Felicia Weathers, Reri Grist und
Ortrun Wenkel sowie bei den Herren Franz-Josef Kapellmann, Claes H. Ahnsjö
und Staatskapellmeister Heinrich Bender zu erwähnen, allesamt Künstler,
deren Namen weiterhin den Namen der Bayerischen Staatsoper weltweit glänzen
lassen. ISt
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