Kriegsschauplätze
gibt es derzeit in aller Welt. In dieser durchdachten beeindruckenden
Inszenierung fand der librettogerechte Krieg zwischen Äthiopien und Ägypten
statt, den der Regisseur Torsten FISCHER mit realistischen Kampfesszenen,
in denen es an Brutalität nicht fehlte, in der Jetztzeit auf die Bühne
brachte. Aida selbst, in eine Burka gekleidet, wies Akt für Akt auf ihre
eigene unglückliche Liebe zum Feldherr der Ägypter hin, die nur mit dem
Tod der beiden Liebenden enden kann. Selbstverständlich mußte man auch
das Libretto von Antonio Ghislanzoni (man sang in italienischer Sprache)
der Jetztzeit anpassen, es gab kein "Kampfschwert" sondern ein Maschinengewehr
für Radames, auch im Text mit deutschen Übertiteln keinen Stein, "der
sich über Radames" schloß, obwohl die Einmauerung der beiden Liebenden
am Schluß eine übergroße Steinplatte gut zum Ausdruck bringen konnte (bei
technischen Schwierigkeiten könnte so etwas für die darunter liegenden
Protagonisten sehr gefährlich werden).
Während
des so berühmten Triumpfzugs der siegenden Ägypter konnte man einen bis
zu Erschöpfung kämpfenden blutüberströmten Radames erleben, der bis zu
seinem unrühmlichen Ende an seinen dabei erlittenen Verletzungen litt.
Bühne und Kostüme wurden von Herbert SCHÄFER und Vasilis TRIANTAFILLOROPULOS
durchdacht und zeitgerecht ausgestattet und entworfen.
Radames
wurde von Gaston RIVERO gesungen, einer Tenorentdeckung des Abends. Schon
seine berühmte Anfangs-Arie "Celeste Aida" ließ die Perfektion einer hervorragend
geschulten Stimme mit viel Belcanto-Höhen erahnen, zumal er seine Partie
noch dazu mit sehr viel Beweglichkeit und Bühnenpräsenz ausstatten konnte,
was sicherlich auch mit der ausgezeichneten Personenregie von Torsten
Fischer zusammenhängen mag. Ihm zur Seite Sae Kyung RIM als Aida, deren
fülliger Sopran gerade in den Duetten mit Amneris und Radames sehr gut
zum Einsatz kam, die sogenannte "Nilarie" (hier war der Nil nicht erkennbar)
erklang leider etwas monoton.
Als
Amneris erlebte man Monika BOHINEC, die mit ihrem kräftigen Mezzo vor
allem in einer sehr guten Tiefe ihre Rolle ausstatten konnte. Ramphis,
das Oberhaupt der Priester in Zivilkleidung, war mit Sergii MAGERA sehr
gut besetzt, ebenso war Amonasro mit Francesco LANDOLFIi als Terrorist
eine sehr gute Wahl.
Zudem
war der Schluß der Oper sehr interessant inszeniert, in dem man die Allmacht
der Priester sehr gut herausgearbeitet hat, denn Ramfis versuchte den
König von Ägypten (dargestellt und rollengerecht gesungen von Holger OHLMANN)
zu erschießen. Ein sehr guter Regie-Einfall war auch, die Priesterin (rollengerecht
gesungen von Elaine ORTIZ ARANDES) als Beschützerin der jeweils Unterdrückten
auf der Bühne agieren zu lassen. Der Bote von Stefan THOMAS war rollengerecht
besetzt.
Wieder
einmal konnten der CHOR und der EXTRACHOR nebst STATISTERIE DES STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ unter der Einstudierung von Jörn Hinnerk ANDRESEN voll
überzeugen. Dazu nahm man die vollendete Stabführung von Marco COMIN mit
in diesen grandiosen Opernabend, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ zu einer Höchstleistung für italienische Oper brachte,
dramatisch und in jeder Passage ausdrucksvoll kam Verdis Opernwerk herüber.
Bravissimo. I.St.
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