Nach
der Komödie "La Locandiera" von Carlo Goldoni komponierte und betextete
der Komponist Bohuslav Martinú seine Oper "Mirandolina", ein Werk, das
kaum aufgeführt, aber eine ins Ohr dringende Musik enthält, vor allen
Dingen findet man hier Anklänge an Mozart und Puccini und anderen Komponisten,
die Martinú in seiner Komposition verarbeitet hat, die aber dazu noch
die Moderne enthält, und daher zu seinen eigenen musikalischen Ideen wurde.
Die
Handlung entspricht ganz dem Stil der Commedia dell'arte, und erzählt
von einer Wirtin, die die Männer in ihrem Lokal durch ihr attraktives
Aussehen gepaart mit weiblichem Charme anlockt, die aber dann, um den
intensiven Werbungen des Cavaliere, eines durch sie bekehrten Frauenhassers
zu entgehen, ihren Kellner heiratet; ob sie aber dennoch den Cavaliere
nebenbei erhört, läßt die großartige Regie von Christian STÜCKL offen.
Christian Stückl inszenierte nach langer Zeit wieder einmal an der Bayerischen
Staatsoper, suchte sich dazu das Opernstudio derselben aus, das begabte
junge Sänger hat, und verlegte die Handlung des Stücks in ein Bungalow-Dorf
mit Swimming-Pool der Jetztzeit irgendwo in Fernost, was auch die passenden
Kostüme darin von Stefan HAGEMEIER auswiesen.
Christian
Stückl spickte das Stück, das im übrigen nur wenig aber großartig durchkomponierte
Arien enthält, mit seinen ihm eigenen Regie-Ideen, die seine Inszenierungen
immer wieder anschaulich und durchdacht erscheinen lassen, so daß man
sich mehr Oper von ihm wünscht. Er zeigt in diesem Stück dazu eine wieder
einmal erstaunlich gelungene Personenregie, läßt das Temperament und den
Gefühlsausbrüchen der Personen des Stücks freien Lauf. Manch anderer Regisseur
könnte bei ihm in die Lehre gehen.
Da
dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper ein ausgezeichnetes Sängermaterial
zur Verfügung steht, wie schon erwähnt, die dazu bereits sehr gutes Darstellungsvermögen
zeigen, wurde dieser Abend zu einem reinen Ohren- und Augenschmaus. In
der Titelrolle der Mirandolina zeigte Maria CELENG ihr ganzes darstellerisches
und gesangliches Können, die Stimme ist bereits perfekt, was man besonders
in ihrer einzigen Arie bemerken konnte. Sie vermochte die Verführungskünste
der begehrten Wirtin hervorragend gesanglich sowie darstellerisch herauszuarbeiten.
Ihr
zur Seite der Cavaliere von Andrea BORGHINI, der seinen Kampf gegen das
Verliebtsein sehr gut herausarbeiten konnte, vielleicht manchmal etwas
zu überzeichnet; seinen glänzend geschulten Bariton hört man bereits jetzt
schon in vielen Rollen an unserem Opernhaus. In den weiteren Rollen der
Verehrer erlebte man Joshua STEWART als Conte und Leonard BERNAD als Marchese,
beide Rollen waren sehr gut dargestellt, vor allen glänzte Leonard Bernad
zum Gaudium des Publikums mit seiner Bananen-Einlage, die er offenbar
zur Anlockung der Damenwelt aus seiner Badehose(oder Unterhose?) zog.
Der
am Schluß erhörte Kellner Fabrizio von Matthew GRILLS konnte zwar stimmlich
überzeugen, erschien aber im Großen und Ganzen etwas farblos in seiner
Darstellung, was wohl mit dem Regiegedanken zu tun hatte, um nach der
Heirat mit diesem die Wirtin doch dem Cavaliere zuzuführen. Die beiden
männerwütigen "Damen" Ortensia und Deianira von Yulia SOKOLIK und Rachel
WILSON waren figurengerecht interpretiert, während man in der kleineren
Rolle des Servitore Petr NEKORANEE zum ersten Mal auf der Bühne sah, der
erst ab diesem Herbst zum Opernstudio der Bayerischen Staatsoper kommt,
aber bereits jetzt schon sehr viel Spielfreudigkeit und Stimmtalent zeigt.
Durch
den Abend führte der ebenfalls sehr junge Dirigent Alexander PRIOR das
KAMMERORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER, von dem man sicher im Laufe
der kommenden Jahre noch mehr gute Leistungen erwarten darf.
Ein
unvergeßlicher amüsanter Abend im Cuvilliés-Theater München. I.St.
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