Mit
gemischten Erwartungen betrat man an diesem Abend das Nationaltheater,
da die vorgesehene Sopranistin wegen Erkrankung absagte, und man eine
in München nicht bekannte Sängerin auf dem Besetzungszettel fand. Aber
diese Sängerin namens Aurelia FLORIAN machte diesen "Traviata"-Abend zu
einem unvergeßlichen, schon allein die Bühnenpräsenz dieser aufstrebenden
Sopranistin war faszinierend, dazu ihre perfekt geschulte Stimme, aus
der Mittellage heraus kamen leise gut verständliche Piani-Höhen, gepaart
mit einem seelenvollen Stimmausdruck, besonders hörbar in ihrer großen
Arie "È strano" und im Duett des 2. Akts mit Giorgio Germont.
Ihr
Partner Alfredo war ein bestdisponierter Rolando VILLAZÓN, dessen Darstellung
eines jungen Verliebten vollkommen der Rolle entsprach und der mit Sicherheit,
die Inszenierung kannte er, seiner Partnerin zur Seite stand. Ihrer beider
Schlußduett könnte nicht besser erklingen. Als Giorgio Germont war nach
langer Abwesenheit der Bariton-Routinier Leo NUCCI auf der Bühne, der
schon aufgrund seiner langjährigen Bühnentätigkeit altersmäßig hervorragend
für diese Vater-Rolle prädestiniert war. Wie oft hat er wohl diese Rolle
schon gesungen?
Die
weiteren Partien, Sänger aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper,
waren mit rollengerechten Stimmen besetzt, hervorzuheben hier Heike GRÖTZINGER
als Flora Bervoix, Christian RIEGER als Baron Douphol, Tareq NAZMI als
Marquis d'Obigny und Mattia DENTI als Doktor Grenvil. Der CHOR DER BAYERISCHEN
STAATSOPER unter der Einstudierung von Sören ECKHOFF war wieder einmal
äußerst bühnenpräsent mit verdientem Sonderbeifall.
Pietro
RIZZO führte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER gekonnt und routiniert durch
den Abend. Über die einstmals gewöhnungsbedürftige Inszenierung selbst
von Günther KRÄMER ist schon so viel geschrieben worden, so daß man sich
weitere Beschreibungen sparen kann.
Diese
Traviata mit einer Weltbesetzung wird noch lange nachklingen, was die
frenetischen Beifallsbezeugungen des Publikums am Ende bezeugten. I.St.
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