"Ein
gewisser Mensch, namens Mozart, in Wien, hat sich erdreistet, mein Drama
"Belmont und Constanze' zu einem Operntext zu missbrauchen … ich protestiere
hiermit feierlichst!" -Christoph Friedrich Bretzner, 1782 - Hier hat sich
Staatsintendant Köpplinger "erdreistet", dieses von Wolfgang Amadeus Mozart
so unvergeßlich gewordene Singspiel gelungen auf der Bühne eines Rokokotheaters
inszenieren zu lassen, mit freier Überarbeitung des Textes des eingangs
erwähnten Christoph Friedrich Bretzner durch Johann Gottlieb Stephanie
d. J. und unter Verwendung der Gedichte von Michel Houellebecq.
Die
durchdachte Regie führte Stephanie MOHR, die das Stück in der Originalzeit
und den dazu gehörigen Kostümen (Alfred MAYERHOFER) auf die Bühne brachte,
wobei sie allerdings einige Figuren wie Bassa Selim und Osmin sowie die
Damenrollen in zeitlose Kostüme steckte und letztere durch einen Umzug
auf der Bühne in die Zeit des Rokoko zurückführte, wohl um die nicht enden
wollende Sklaverei und Unterdrückung jetzt und in der Vergangenheit aufzuzeigen.
Eine ebenso durchdachte Regie-Idee war, die Rolle des Bassa Selim als
einen in der Jugend leidgeprüften einsamen Menschen darstellen zu lassen,
der durch die nicht erfüllte Liebe zu Konstanze in Depressionen verfällt
und sich am Ende selbst die Kugel gibt. Hier überzeugte der Schauspieler
Raphael von BARGEN voll.
Als
Konstanze konnte Elena GORSHUNOVA ihre beeindruckende Sopranstimme mit
glänzenden Piani-Höhen voll einsetzen und begeisterte in ihrer "Martern"-Arie
das Publikum, das ihr dafür mit anhaltendem Applaus dankte. Sehr gut besetzt
in Stimme und Darstellung war die Rolle der Blonde durch Jennifer RIEDEL,
die in Daniel PROHASKA einen idealen Partner als Pedrillo fand. Daniel
Prohaska ist ein Bühnentier, stimmlich und darstellerisch in allen Rollen,
die er auf die Bühne bringt, voll überzeugend.
Als
Belmonte konnte man Wesley ROGERS erleben, dessen Tenor nicht weiß, in
welchem Fach er zu Hause ist, manche Töne in seinen Arien klangen gepreßt
und eintönig. Sollte er einen Fachwechsel andenken? Den Vogel allerdings
schoß an diesem Abend Stefan CERNY als Osmin ab, von Anfang an beeindruckte
er nicht nur die Schwärze seines Basses, sondern besonders auch durch
seine Bestinterpretation dieser Rolle (hervorragend gelungen das Duett
mit Daniel Prohaska "Vivat Bachus").
Die
CHORSOLISTEN und der CHOR sowie STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ
in der Einstudierung von Felix SCHULER-MEYBIER sowie darunter einige Chorsolisten
wie Simone STÄGER, Renate FICHTER, Stefan THOMAS und Oliver WEIßMANN fügten
sich auch in zwei stummen Rollen sehr gut ein. Die musikalische Leitung
hatte dieses Mal Michael BRANDSTÄTTER, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ gut durch den Abend führte. I.St.
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