"Faustina
Bordoni versus Francesca Cuzzoni" - so betitulierten zwei bedeutende Sängerinnen
unserer Zeit, spezialisiert auf Kompositionen der Barockzeit, Simone KERMES
und Vivica GENAUX ihren hochkarätigen Arienabend. Faustina Bordoni (Mezzosopran)
und Francesca Cuzzoni (Sopran) waren im 18. Jahrhundert die bedeutendsten
Sängerinnen an den Höfen und Theatern, und einige ihrer damals gesungenen
Arien wurden von den jeweiligen heute fast vergessenen Komponisten eigens
für diese Stimmen komponiert. Es bestand zeitlebens eine große Rivalität
zwischen den beiden, obwohl sie des öfteren miteinander aufgetreten sind.
Von
diesem einstmals stattfindendem Sängerwettstreit war an diesem Abend zwischen
Simone Kermes und Vivica Genaux überhaupts nichts zu merken. Beide Künstlerinnen
treten ebenfalls sehr oft zusammen auf und verstehen sich prächtig, wie
aus den beiden Duetten und den kurzen Zugaben am Schluß zu erkennen war.Sie
bildeten eine bei solchen Abenden ungewöhnliche Stimmharmonie, obwohl
beide in der Bühnenpräsenz äußerst unterschiedlich wirken.
Frau
Kermes trug temperamentvoll und textgerecht ihre Arien vor, ausgestattet
mit höhensicheren Koloraturen mit ihrer eigenen Stimmtechnik, wobei bei
ihren Arienvorträgen immer wieder auffällt, daß sie mühelos von der Tiefe
in die äußerste Koloraturhöhe aufsteigt. Neben ihrem eigenwilligen Outfit
auf der Bühne zeigt sie sich stets als Stimmwunder der Barockmusik und
bezaubert ihr Publikum mit ihrer natürlichen Art, manche Musikstücke auch
noch zu moderieren.
Frau
Genaux verfügt über einen perfekt geschulten Mezzo mit hoher Einfühlsamkeit,
spezialisiert gerade auf barocke Arien mit ausgefeilten Mezzokoloraturen,
dazu in einer bescheidenen liebenswerten Zurückhaltung auf der Bühne,
und erzielt dadurch bei ihren Vorträgen eine perfekte Bühnenpräsenz und
Ausstrahlung.
Beide
Künstlerinnen brachten Werke u. a. meist von dem Deutschvenezianer Johann
Adolf Hasse (im übrigen der Ehemann von Faustina Bordoni), Leonardo Vinci,
Georg Friedrich Händel, Nicola Porpora, Geminiano Giacomelli, von denen
die meisten in der heutigen Zeit kaum mehr bekannt sind. Dies zu ändern,
fühlen sich beide Künstlerinnen berufen.
Für
die musikalische Untermahlung sorgte die CAPELLA GABETTA unter der Leitung
von Andrés GABETTA, ein Barock-Ensemble, mit dem die beiden Künstlerinnen
eingearbeitet zu sein scheinen, ein Ensemble mit herrausragenden Musikern,
die in den jeweils dargebrachten Ouvertüren zu "Ariodante" (Carlo Francesco
Pollarolo) und "Orfeo" (Nicola Antonio Porpora) ihre hohe Musikalität
bewiesen.
Ein
unvergeßlicher Barock-Abend im Herkulessaal. I.St.
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