Die
drei Hauptprotagonisten des Abends - Anja HARTEROS, Jonas KAUFMANN und
Ludovic TÉZIER versetzten das Publikum in einen Stimmenrausch, selbst
der Komponist Giuseppe Verdi hätte das voll unterschrieben, hätte er diese
drei Weltsänger auf der Bühne erlebt. Man spielte ja die Mailänder Fassung
von 1869, welche eine Handlung von reiner Liebe, irrtümlichem Mord, Flucht
und Krieg und Seelenfriedenssuche in Klöstern erzählte, vor Ausländerfeindlichkeit
schreckte man damals ebenso wenig zurück wie heute.
Zudem
kam die Inszenierung von Martin KUSEJ einigermaßen gut beim Publikum an,
da doch hier einmal von ihm etwas Brauch- und Sehbareres als eh und je
auf die Bühne kam. Er versetzte das Stück in die Jetztzeit - die Kostüme
von Heidi HACKL bewiesen es - die Preziosilla steckte er allerdings in
eine viel zu enge hotpant, um aus dieser Figur eine männerbetörende Marketenderin
zu machen. Nadia KRASTEVA aber meisterte diese schwer zu singende Partie
mit ihrem gewaltigen Mezzo trotz diesem sexbetonten Kostüm bestens.
Man
konnte auch nicht so recht erkennen, um welchen Kriegsschauplatz es sich
handeln könnte, aber Krieg gibt es ja ständig in der Welt und die dazu
gehörigen Söldner auch. Auch Leonora zeigte nur durch einen Hut ihre Unkenntlichkeit
für ihren rachesüchtigen Bruder, die in der Partitur (Libretto Fracesco
Maria Piave - textliche Neufassung von Antonio Ghislanzoni) erforderliche
Männerkleidung für die Flucht und den Unterschlupf in einem Männerkloster
war ebenfalls für Herrn Kusej nicht nötig, außerdem müßten die Mönche
allesamt dem Jesuiten-Orden angehören, da sie weltliche Kleidung trugen
- sogar weiße Hosen vom Prior bis einfachem Mönch - besonders erkennbar
bei Renato GIROLAMI bestens interpretiertem Fra Melitone.
Den
Marchese di Calatrava und den Padre Guardino mit einem Bassisten zu besetzen,
war eine gute Regie-Idee, da beide die Vaterfigur für Leonara darstellen.
Die Interpretation beider Figuren ist Vitalj KOWALJOW gut gelungen. Anja
Harteros brachte wieder einmal eine sängerisch und darstellerisch hervorragende
Zeichnung der leidgeprüften Leonora auf die Bühne, ihre beiden großen
Arien, besonders "Pace, pace" wurden wieder einmal zum Höhepunkt eines
Opernabends. Feine Piani-Phrasierungen zeichnen diese Stimme aus, gepaart
mit äusserstem Einfühlungsvermögen in die Frauenrollen, die sie interpretiert.
"La forza del destino" ist eine Verdi-Oper, die besondere Männerstimmen
verlangt, einen höhensicheren und bestdisponierten Tenor und einen kräftigen
stimmflexiblen Bariton, die sich beide in ihren Szenen voll ausleben können.
Besonders
muß die Stimm- und Spielharmonie in den Kampfszenen der beiden eine Einheit
bilden. Dies ist den beiden Protagonisten Jonas Kaufmann und Ludovic Tézier
voll gelungen. Das Freundschaftsduett der beiden im 3. Akt sowie die Kampfszenen
sind deshalb zu den Höhepunkten des Abends zu zählen, in ihren Arien selbst
konnten beide Sänger ihr Können in Höchstleistung voll ausleben, es bedarf
daher keinerlei weiterer Beurteilung.
In
den weiteren Rollen der Curra (Heike GRÖTZINGER), des Alcalde (Christian
RIEGER), Maestro Trabuco (Francesco PETROZZI) und des Chirurgo (Rafal
PAWNUK) fügten sich gute Stimmen in die Abendbesetzung ein, ebenso wie
CHOR und EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Choreinstudierung
von Sören ECKHOFF. Leider mußte der Abenddirigent Asher FISCH einige Buhs
hinnehmen, da er das BAYERISCHE STAATSORCHESTER etwas verwischt durch
den Abend führte, was aber durch die hervorragende Sängerleistung wieder
wett gemacht wurde.
Diese
"Forza del destino" wird lange Zeit mit diesen hervorragenden Interpreten
nachklingen. I.St.
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