Unter
der Stabfühung des neuen GMD München Kirill PETRENKO erklang ein perfekter
Verismo-Abend, Herr Petrenko vermag das ORCHESTER DER BAYERISCHE STAATSOPER
zu Höchstleistungen zu führen. Dramatik, sowie Einfühlsamkeit in die Gefühlswelt
der Handlungsfiguren vermochte Herr Petrenko mit hoher Musikalität herauszuarbeiten.
Zudem
stand ihm in den drei Hauptfiguren ein hervorragendes Sängermaterial zur
Verfügung, vor allen Dingen die Titelfigur war mit Catherine NAGLESTAD
ideal besetzt. Frau Naglestad besitzt eine hohe Ausdrucksfähigkeit, ihren
perfekten Sopran zu färben. Ihre "Vissi d'arte"-Arie wurde dadurch zum
Höhepunkt des Abends. "Mario, Mario" zu Beginn ihres Auftritts ließ Liebe
und Freude auf das Wiedersehen erkennen, während "Mario, Mario" nach dem
Tod des Cavaradossi voller Trauer und Schmerz zum Ausdruck kam. Mit dieser
gesanglichen Gestaltungsfähigkeit dürfte die Künstlerin zu den besten
Interpretinnen der Operbühnen derzeit zählen.
Ihr
Cavaradossi von Massimo GIORDANO erklang nach anfänglicher Zurückhaltung
("Recondita armonia") gekonnt, routiniert mit ausreichenden Tenorhöhen,
und erwies sich gerade im Schlußduett als einfühlsamer Partner für Frau
Naglestad.
Als
geglückte Wahl erwies sich Scott HENDRICKS als Scarpia, dessen Bariton
diesen Bösewicht mit absolut perfekter Gestaltungsfähigkeit auf die Bühne
brachte. Seine Gier nach einer Liebesnacht mit Tosca konnte er nach dem
TeDeum voll Ausleben, er scheute nicht davor zurück, die Madonna in San
Andrea della Valle als Lustobjekt zu umarmen. Hervorzuheben wäre noch
der Beginn des 2. Akts, in der er sich mit Freudenmädchen vergnügte und
in seiner Bekenntnisarie dafür alle stimmlichen Register ziehen konnte.
Sehr
gute Regie-Ideen von Luc BONDY, der librettogerecht (Giuseppe Peduzzi
und Luigi Illica) inszenierte. Sicher hätte man sich mehr Kulissen für
San Andrea della Valle, das Palazzo Farnese und das Castel Sant Angelo
gewünscht, aber man war trotzdem höchst zufrieden mit dem, was man hier
auf der Bühne sah. Leider klemmte die Maschinerie des Innen- und Außenvorhangs
nach dem Schluß des 2. Akts, so daß man für die Reparatur eine zehnminütige
Pause einschob, in der sich die Bühnentechniker der Bayerischen Staatsoper
als Bestexperten dafür bewährten und denen höchstes Lob zu zollen ist.
Die
kleineren Rollen waren sehr gut besetzt wie Goran JURIC als Angelotti,
Christoph STEPHINGER als Mesner (der seine Angst vor Scarpias Schergen
sehr gut darbringen konnte), Francesco PETROZZI als Spoletta, Christian
RIEGER als Scharone, Rafael PAWNUK als Gefängniswärter (glücklicherweise
hatte man das langatmige Exerzieren der Wachsoldaten entsorgt) sowie die
unbekannte Stimme des Hirten eines SOLISTEN DES TÖLZER KNABENCHORs.
Dazu erklang wie immer gut einstudiert der CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN
STAATSOPER unter Stellario FAGONE. I.St.
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