Auch
so kann man eine Barockoper inszenieren, spannend, spritzig und durchdacht
bis zum Ende, mit Ausnahme einiger seltsamer Regie-Ideen von Karoline
GRUBER (die Münchener Frauentürme wurden als Bar umfunktioniert, und was
sollten Heißluftballone um die Jahrhundertwende mit dementsprechend gekleideten
Insassen in dieser Oper? - Kostüme Margali GERBERON). Frau Gruber ließ
die Saga aus der Antike in der Jetztzeit spielen, mit Hilfe der Kostüme
von Margali Gerberon konnte so ohne Weiteres die eingangs erwähnte Spannung
erzeugt werden.
Das
Stück, ein von dem großen Deutsch-Engländer Georg Friedrich Händel komponierte
Werk mit Oratorien-Klang, enthält große Arien mit Koloraturen für Spezialisten
des Barock-Gesangs, die an diesem Abend nicht besser ausgewählt werden
konnten. Man sang in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Für
die ehrgeizige Semele, die durch ihre Liebe zum Gott aller Götter Jupiter
(man hatte die Geschichte in die römische Mythologie verlegt) Unsterblichkeit
erlangen wollte, indem sie ihn zwang, sich in seiner menschlichen Gestalt
zu zeigen, und er sie deshalb am Ende in Asche verglühen lassen mußte,
aus der beider gemeinsamer Sohn Bacchus hervorgegangen ist, war Jennifer
O'LOUGHLIN die Idealbesetzung. Sie kann ihre Stimme mit den dafür notwendigen
Koloraturen ausstatten, sie nach den jeweiligen Ausdruckserfordernissen
färben und dadurch Rollen perfekt darstellen.
Jupiter
mit Ferdinand von BOTHMER zu besetzen, erwies sich als Glücksfall, er
vermochte nicht nur äußerlich, sondern auch mit bester tenoraler Disposition
seine Rolle zu gestalten. (Übrigens ein geglückter Regie-Einfall, Jupiter
als Schmetterling über die Bühne über alles wachen zu lassen, wie es die
Kenntnis der antiken Göttersaga ausweist - für seine jeweiligen Liebschaften
außerhalb des Olymps erschien Jupiter in verschiedenen Tiergestalten).
Eine
Counter-Tenor-Entdeckung für München in der Rolle des Athanas dürfte Franco
FAGIOLI sein, leider hat ihm der Komponist nur eine einzige Arie am Beginn
der Oper zugeteilt, die er in ausgzeichnet geschulter Technik vortragen
konnte. Als in ihn verliebte Schwester der Semele Ino war diese Rolle
mit Ann-Kathrin NAIDU hervorragend besetzt. Als Göttergattin Juno zeigte
Adrineh SIMONIAN nicht nur eine sehr gute Stimmdisposition, sondern dazu
konnte sie auch noch ihre Rachegefühle ihrem Gatten und Semele gegenüber
voll ausleben und gestalten.
Als
Götterbotin Iris war Elaine ORTIZ ARANDES ausersehen, die ihre Partie
gut durch den Abend brachte. Cadmus und Somus waren mit Holger OHLMANN
und István KOVÁCS mit sehr guten bekannten Stimmen des Staatstheaters
am Gärtnerplatz besetzt. Am Ende der Oper lernte man noch die Stimme von
Juan Carlos FALCÓN - als Apollo ganz in Gold gekleidet - kennen, eine
Stimme, die man gerne in größeren Rollen auf der Bühne sehen möchte.
Dazu
gesellten sich CHOR (bestbewährte Einstudierung Jörn Hinnerk ANDRESEN)
und STATISTERIE des Staatstheaters am Gärtnerplatz in bester Personenführung,
die gerade bei der Massenhochzeit an Anfang und Ende (eine Regie-Idee
wohl angelehnt an die Massenhochzeit Alexander des Großen in Susa) gut
zum Tragen kam.
Soweit
Tanzszenen zu choreographieren waren, waren diese in die bewährten Hände
von Beate VOLLACK gelegt.
Und
last not least das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ, dem unter
seinem Chefdirigenten Marco COMIN eine beste abendliche Barockorchesterleistung
gelang. Der junge Chefdirigent des Staatstheaters am Gärtnerplatz Marco
Comin versteht sein Handwerk, Barockopern zu dirigieren, und mag sich
zu den großen Barockoperdirigenten in diesem Jahrhundert zählen, zumal
er das Orchester nur mit beiden Händen ohne Taktstock zu dieser Höchstleistung
führte.
Georg
Friedrich Händels Meisterwerk mit Oratorienklang braucht den Rahmen eines
Barocktheaters wie hier das Cuvilliés-Theater München, um Künstler wie
Publikum zu beflügeln und zu begeistern. ISt
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