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Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
Das
MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, diesmal unter Stefan SOLTESZ, dessen Stabführung
für diese Oper äußerst präzise, dramatisch, auch in der Sängerbegleitung,
durch das Werk führte, ließ die Urfassung von 1926 erklingen, die ohne
Pause uns nach Paris um 1700 entführte, und uns die Geschichte eines wahnsinnigen
Juweliers erzählte, der um seine verkauften Schmuckstücke wiederzubekommen,
nachts zum Raubmörder wurde. Befaßt hat sich mit dieser Geschichte E.T.A.Hoffmann
in seiner Novelle "Das Fräulein von Scuderie", nach dieser Ferdinande
Lion das Libretto der einaktigen Oper verfaßte.
In
dieser Oper, wo musikalisch schon die Moderne durchgriff, komponierte
Hindemith Instrumentalsoli hinein, die von Julia DAUSACKER (Violine),
Christiane DOHN (Flöte), Alexandra MUHR (Flöte), Jürgen EVERS (Oboe) und
Hanna SIEBER (Horn) bestens interpretiert werden konnten.
Die
Gesangssolisten waren gut gewählt, so in der Titelpartie ein bestdisponierter
Markus EICHE, der dieser Partie die dafür nötige Ausdrucksstärke verleihen
konnte, sehr gut sängerisch herausgearbeitet ein psychisch angeschlagener
Geschäftsmann, der aus Habgier zum Mörder wird. Eine sehr gute Abendleistung
erbrachte Juliane BANSE, die trotz angesagter erkältungsbedingter leichter
Indisposition sich während des Abends enorm steigern und pianireich ihre
Partie als Tochter des Goldschmieds bis zum Ende mit Bravour durchsingen
konnte.
Als
ihr Liebhaber, ein Offizier, konnte Torsten KERL seine tenoralen Fähigkeiten
voll ausleben, ebenso waren die Rollen des 1. Akts mit Michaela SELIGER
als Dame und Oliver RINGELHAHN als deren Kavalier überdurchschnittlich
besetzt, da beide Sänger über eine ausgezeichnet Stimmführung verfügen,
so daß sie auch kurze kleinere Partien hervorragend bewältigen können.
Kay STIEFERMANN war für die Rolle als Führer Prévote ausreichend besetzt.
Nach langer Zeit konnte man wieder die Stimme von Jan Hendrik ROOTERING
hören, der die kurze Partie des Goldhändlers routiniert wie gewohnt bewältigt
hat.
Eine
ausgezeichnete Chorleistung erbrachte der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR
unter der Einstudierung von Lukias VASILEK, der schon gleich zu Beginn
in das dramatische Handlungsgeschehen einführte.
Dieses
Werk von Paul Hindemith in der Urfassung braucht nicht unbedingt die Bühne,
um eindrucksvoll interpretiert zu werden. ISt
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