Zum
Höhepunkt der Münchener Opernfestspiele machte Diana DAMRAU ihren Liederabend
für das Münchener Festspielpublikum, dem sichtlich genervt nach einer
total verkorksten "Trovatore"-Inszenierung hier ein musikalischen Genuß
ohnegleichen geboten wurde, so daß sich man sich hier von dieser Enttäuschung
erholen konnte. Zusammen mit dem Liedbegleiter, dem Harfenisten Xavier
de MAISTRE, mit dem sie schon einmal einen Liederabend der besonderen
Art dargeboten hat, erklangen an diesem Abend Lieder von Richard Strauss
im 1. Teil und nach der Pause von Joseph Canteloube und Antonin Dvorak.
Schon
beim 1. Lied "Du meines Herzens Krönelein" von Richard Strauss war die
Stimme von Frau Damrau voll eingesungen, sie setzte zur Ausdrucksbetonung
die ihr eigenen piani-Höhen ein, vollendete ihre Liedvorträge mit enormen
technischen Können und brachte dadurch das Publikum zum Schweben, das
passende Lied dafür hatte sie sich erwählt ("Ich schwebe" von Richard
Strauss). Dieser Schwebezustand im Publikum hielt unvermindert den ganzen
Abend lang an, da alle vorgetragenen Lieder von Richard Strauss mit dem
passenden Einfühlungsvermögen in den Text ausgestattet waren. Besonderen
Ausdruck vermochte Frau Damrau gerade in die herbstlichen Lieder wie "Schlechtes
Wetter" und "Winterweihe" zu legen.
Nach
der Pause sang Frau Damrau zwei Lieder in der Originalsprache des bei
uns kaum bekannten französischen Komponisten Joseph Canteloube und schloß
den offiziellen Teil ihres Liedprogramms mit den "Zigeunermelodien" von
Anton Dvorak, jedes einzelne Lied wiederum mit äußerst präziser Technik,
Ausdrucksstärke und dem ihr eigenen weiblichen Charme vorgetragen.
Den
französischen Harfenspezialisten Xavier de Maistre wiederum als Begleiter
ihres Liedprogramms zu wählen, macht in dieser Form die beiden Künstler
zu einzigartigen Interpreten des Lieds, zumal Herr de Maistre auch schon
im 1. Teil mit "Le Rossignol" von Franz Liszt als Solist sein volles Können
zeigen konnte, was er im 2. Teil durch Friedrich Smetanas berühmte "Moldau"
noch verstärkt zeigen konnte. Man hörte bei diesem Instrument die Moldau
vom Ursprung bis zum Ende mit Wellenrauschen fließen, was oft beim Orchesterstück
nicht in dieser exakten Form herauszuhören ist.
Die
beiden Künstler rissen das Publikum zu solchen Begeisterungsstürmen hin,
daß dieses fünf Zugaben der Künstler erzwangen. Da gegen Ende des Liedprogramms
Frau Damrau auch noch mitteilte, daß der englische Thronfolger Nummer
3 geboren war, bezog sie ihre Zugaben voll auf diese Geburt und begann
mit dem "Wiegenlied" von Richard Strauss, es ging weiter mit der "Schwalbe"
von Delacroix, die Frau Damrau dazu noch mit äußerst feinen Koloraturhöhen
ausstattete, dann folgte "Morgen" wiederum von Richard Strauss und ein
4. Lied in französischer Sprache. Den Schluß des Zugabenprogramms bildete
das berühmte "Ave Maria", das in dieser Weise vorgetragen, uns und dem
Thronfolger als das schönste Gebet einer großen bescheidenen und mütterlichen
Diva Leitstern sein möge. ISt
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