In
einer konzertanten Aufführung konnte man in München dieses lang vermißte
Opernwerk in einer Weltbesetzung erleben, die in dieser Formation wohl
nie mehr auf einer Bühne zu erleben ist. Donizettis Belcanto-Oper mit
dem Libretto von Salvatore Cammarano (den deutschen Text konnte man auf
einem Spruchband verfolgen), das die Liebesgeschichte der unglücklichen
Lucia zum Erzfeind ihres Bruders erzählt, die Cammarano mit dem Tod der
beiden Liebenden enden läßt, enthält Arien und Duette mit ausgefeilten
Koloraturen für alle Interpreten ihrer Rollen, die an diesem Abend kaum
besser dem Publikum nahe gebracht werden konnten.
Das
MÜNCHENER OPERNORCHESTER unter der Leitung des alten erfahrenen Donizetti-Intepreten
Jesus LÓPEZ-COBOS konnte die Sänger nicht besser begleiten, einfühlsam
und routiniert dirigiert erklang Donizettis Meisterwerk.
In
der Reihenfolge des Programmheftes, das im übrigen sehr gut und übersichtlich
gestaltet war, hörte man zum ersten Mal auf einer Münchener Opernbühne
den französischen Bariton Ludovic TÉZIER, dessen fülliger Bariton die
Anforderungen an diese sogenannte Bösewicht-Partie in dazu eisenharter
Gestaltung in Stimme und Bühnepräsenz voll erfüllen konnte.
Die
Titelpartie wurde von der lang in München vermißten Diana DAMRAU mit unglaublich
fein differenzierten Koloraturen (Wahnsinnsarie) gesungen. Obwohl ihre
Stimme mittlerweile runder und fülliger erklingt, ist sie die Idealbesetzung
für diese Partie, da sie mühelos die erforderlichen Koloraturenhöhen schafft
und dazu gerade und nicht nur in der Wahnsinnsarie der Lucia noch Höhen
hineinbringt, die sie nicht nur mit Bravour bewältigt, sondern gefühlsbetont
und ausdrucksstark mit viel Herzenswärme überzeugend gestaltet. Begeisterungsstürme
des Publikums dankten ihr dafür.
Ihr
zur Seite als Edgardo Joseph CALLEJA, der trotz einer noch vorhandenen
Allergie bestens disponiert gerade im Schluß der Oper mit seinen bewährten
Tenorhöhen begeistern konnte. Man mag Diana Damrau und Joseph Calleja
durch beider Gesangsleistung hier als Traumpaar bezeichnen.
In
den weiteren Rollen des von Lucia ermordeten Arturo erlebte man die gute
Rolleninterpretation von David LEE und als Erzieher der Lucia Raimondo
Nicolas TESTÉ, dessen ausgezeichnet geschulte Baßbariton-Stimme sich auch
in der Rollengestaltung sich bestens in der Weltgesangsriege wiederfinden
läßt. Gerade das Duett Lucia/Raimondo mit Ehefrau Diana Damrau erwies
sich eine geglückte harmonische Konstellation. In den weiteren kleineren
Rollen der Alisa und des Normanno fügten sich die Stimmen von Marie McLAUGHLIN
und des für erkrankten Maximilian Kiener eingesprungenen Andrew LEPRI
MEYER sehr gut in die Weltsängerriege ein.
Da
man die Originalfassung von Donzettis Meisteroper hier auf die Bühne brachte,
erklang auch hier zur Untermalung der Wahnsinnsarie der Lucia die Glasharmonika
unter der bewährten Hand von Sascha BECKERT, da im 18. und 19. Jahrhundert
in vielen Kompositionen Glasinstrumente verwendet wurden. Eine glückliche
Fügung, da wir die Arie ja nur mit einer Flötenuntermalung kennen. Unter
der bewährten Choreinstudierung von Prof. Andreas HERRMANN war wieder
der MÜNCHENER OPERNCHOR zu hören.
Ein
wiederholungsbedürftiger unvergeßlicher Triumph des italienischen Schöngesangs.
ISt
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