Diese
so selten auf Spielplänen der einschlägigen Bühnen stehende Operette,
die mit höhenreichen Tenorarien und sinnigen Couplets vom Komponisten
Carl Millöcker ausgestattet wurde, die sich im Laufe der Jahre zu im Gedächtnis
haftenden Ohrenwürmern entwickeln konnten ("Ich hab' kein Geld, bin vogelfrei"
etc.) brachte das Staatstheater am Gärtnerplatz mit einer durchdachten
nostalgischen Inszenierung (Emmy WERNER) dem Publikum wieder zur Ansicht.
Die
Handlung des Stücks verlegte man in die Zeit der Entstehung der Operette
in 1862, obwohl von der historischen Seite das Stück eigentlich samt Kostümen
(Rainer SINELL) ein Jahrhundert früher anzusiedeln ist. Aber arme Studenten
hat es immer gegeben und gibt es heute auch noch trotz Bafög und anderer
staatlicher Unterstützungen. Auch quartierten sich verarmte Adelige meist
in Hotels ein (die Handlung spielt in einem polnischen Hotel "Polonia",
das zugleich auch Staatsgefängnis ist), wenn sie Haus und Hof verloren
haben. Wiederzufinden ca. 50 Jahre später in der Oper "Arabella". Deshalb
wußten die Hauptprotagonistinnen Laura (eine sehr gute stimmliche Leistung
von Elvira HASANAGIC) und Bronislawa (eine gut geführte Sopranstimme von
Simona EISINGER) sofort, daß Symon und Jan Janicki, in eben diesem Hotel
eingekerkert, keine Adeligen sind (wie sich später herausstellt, letzterer
schon), und trotzdem siegte die Liebe.
Hiermit
ging der Plan des Oberst Ollendorf (eine herrlich und stimmlich perfekt
gezeichnete Figur von Hans GRÖNING, sein Auftrittslied "Ach ich hab' sie
ja nur auf die Schulter geküßt" und das Couplet "Schwamm drüber" machten
ihn sofort zum Publikumsliebling) seine Gegenspielerin Gräfin Palmatica
Nowalska mit eben diesen Töchtern für einen Schulterkuß zu strafen, am
Ende nicht auf. Als Gräfin Palmatica Nowalska glänzte zum letzten Mal
Susanne HEYNG, die an diesem Abend ihren offiziellen Abschied von der
Bühne nahm und am Ende vom Publikum und den Kollegen sehr herzlich verabschiedet
wurde. In unzähligen Rollen erlebte man die Künstlerin auf der Bühne des
Staatstheaters am Gärtnerplatz, und sie war auch in dieser Rolle wieder
einmal unvergeßlich.
Für
die Titelrolle des Symon ist Daniel PROHASKA mit seinem höhensicheren
schönen und wohlklingenden Tenor geradezu prädestiniert, zumal der Komponist
Carl Millöcker gerade dieser Partie die schwersten und höhenreichsten
Tenorarien verpaßt hat, welche Daniel Prohaska mühelos bewältigte. Ihm
zur Seite eine weitere Tenorstimme von Erwin BELAKOWITSCH als Jan Janicki,
der diese Partie als Einspringer sehr gut bewältigte.
Der
"Offizierstroß" um den Oberst Ollendorf war mit den Herren Holger OHLMANN,
Till KLEINE-MÖLLER, Victor PETERSEN sowie Dustin SMAILES sehr gut besetzt,
Martin HAUSBERG und Frances LUCEY in den Verwandtenrollen der Gräfin Palmatica
lieferten sehr gute Studien, während eine ebenso sehr gut gezeichnete
Figur des Dieners Onuphrie Franz WYZNER lieferte. Als Enterich erlebte
man Torsten FRISCH, der leider etwas textunverständlich seine Figur zeichnete.
Die kleinen Partien des Schließers, des Wirts und des Jongleurs wurden
von Stefan THOMAS, Florian WOLF und Piko LEINS ausreichend dargestellt.
Sehr
gut einstudiert wie stets war der CHOR DES STAATSTHEATERs von Jörn Hinnerk
ANDRESSEN. Operettenspezialist Andreas KOWALEWITZ führte das ORCHESTER
DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ wie immer bestens durch diesen melodienreichen
Abend. Man wünscht sich eine Wiederaufnahme des Stücks in der nächsten
Spielzeit. ISt
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