Die
durchdachte traditionelle Inszenierung von Ferruccio SOLERI ist schon
seit Jahren ein Renner an der Bayerischen Staatsoper und mag mit seinen
durchdachten Regie Einfällen hoffentlich lange auf der Bühne unseres Opernhauses
das Publikum ins Haus locken, was immer wieder ausverkaufte Vorstellungen
beweisen. Diese opera buffa des großen italienischen Belcanto-Komponisten
mit dem Libretto von Cesare Sterbini vermochte auch an diesem Tag mit
ausgezeichnetem spielfreudigen Sängermaterial das Publikum zu erfreuen
und zu faszinieren.
Schon
allein die Ouvertüre läßt die amüsante Handlung dieses großartig komponierten
Belcanto-Werks erahnen, diese ordentlich und sauber zu dirigieren, vermochte
an diesem Abend Riccardo FRIZZA, der durch seine daneben hervorragende
Sängeruntermalung mit dem Bayerischen Staatsorchester für eine sehr gute
Interpretation sorgen konnte, da doch einige Sänger ihr Haus- und Rollendebüt
gaben.
Das
Hausdebüt von Javier CAMARENA als Graf Almaviva konnte dieser best geschulten,
mit Koloraturen und Stimmverzierungen gespickten Tenorstimme nicht besser
gelingen. Der in Mexiko geborene Tenor fügte zur Freude des Publikums
bei seinem Ständchen, wo er sich selbst auf der Gitarre begleitete, auch
noch "Besame mucho" hinzu und glänzte vor allen Dingen nicht nur im Spiel
sondern auch noch mit der von den meisten Tenören nicht dargebrachten
Schlußarie des Almaviva "Cessa di più resistere", mit der er seiner hervorragenden
Abendleistung mit best geschulter Technik noch den Stempel aufdrücken
konnte.
Das
Rollendebüt von Angela BROWER als Rosina war beeindruckend, ihr fülliger
best geschulter Mezzo konnte diese Rolle ebenfalls mit Rossini-Koloraturen
ausstatten, "una voce pocco fa" gleich zu Anfang machte sie schon zu ihrem
persönlichen Höhepunkt. Die ebenfalls noch nicht gehörte Stimme von Tiziano
BRACCI stellte einen sehr guten Bartolo dar, gerade in dessen Schnellsprecherarie
"A un dottor della mia sorte" zeigte er sein ganzes Können. Ildar ABDRAZAKOV
als Basilo sang zwar die Verleumdungsarie mit gewaltigen Baß-Tönen, überzeichnete
aber die Darstellung dieser Figur erheblich. Sehr gut gefiel Hanna-Elisabeth
MÜLLER als Berta, man möchte sie gerne noch in anderen größeren Partien
erleben.
In
der Titelpartie des Figaro tat Nikolay BORCHEV als Einspringer sein Bestes,
leider konnte er aber gerade in seiner Auftrittsarie nicht ausreichend
überzeugen, mit zu wenig Ausdruck und zuweilen auch zu leise kamen die
Töne herüber, die Persönlichkeit des alles regierenden Figaro konnte er
in seiner blassen Darstellung nicht zeichnen. Fiorillo (Andrea BORGHINI),
Ambrogio und ein Offizier (Tim KUPPERS und Kenneth ROBERSON - beide lieferten
gute humoristische Studien in ihren Partien) fügten sich sehr gut ein,
ebenso die Kleinstrolle des Notars von Wiwo LEEB.
Der
CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter Stellario FAGONE erbrachte gerade
in der Schlußszene des 1. Akts wieder einmal eine sehr gute Abendleistung.
Ein
vergnüglicher Rossini-Abend mit sehr guter Stimmqualität einiger Hauptprotagonisten.
ISt
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