Einen
hochkarätigen musikalischen Faschingsabend verbrachte das interessierte
Publikum des Staatstheaters am Gärtnerplatz in der Alten Kongreßhalle
in München, wo sich unter anderem jetzt das in Renovierung befindliche
Staatstheater ab und an einquartieren muß. Die Alte Kongreßhalle scheint
für solche Abende prädestiniert, hat eine einladende Atmosphäre, eine
ausreichende Bühne für Orchester und Künstler, wie sie akustisch für die
hinteren Reihen ist, mag noch nicht ergründet werden.
Marco
COMIN und Michael BRANDSTÄTTER teilten sich das Dirigat des ORCHESTERS
DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ, das man derzeit ruhig als das kompetenteste
Orchester Münchens bezeichnen muß, da es in allen musikalischen Sparten
bestens zu Hause ist. Gleich zu Beginn erklang unter der bewährten Stabführung
des Chefdirigenten Marco Comin die Ouvertüre zu Rossinis "La gazza ladra",
die diesen Abend ohne Faschingsklamauk und Kitsch zu diesem hochkarätigen
Niveau einstimmte, angekündigt durch die launige Moderation von Staatsintendant
Josef E. KÖPPLINGER, der darauf hinwies, daß es Narren schon in der Antike,
und zwar erstmals in Mesopotamien gab.
Die
für diesen Abend engagierte Sängerriege des Staatstheaters am Gärtnerplatz
war in allen Auftritten bestens disponiert und erbrachte dazu auch noch
humoristische Einlagen wie Susanne HEYNG und Snejinka AVRAMOVA mit Paul
Linckes "O Theophil" aus "Frau Luna". Besonders beeindruckend Holger OHLMANN
in Richard Rodgers "Some Enchanted Evening" aus "South Pacific" und Elaine
ORTIZ-ARANDES mit "Conción de Paloma" aus der Zarzuela "El barberillo
de Lavapiés" von Barbieri.
Als
Gastsänger war der Tenor Pedro Velázquez Diaz mit zwei Ohrwürmern "Dein
ist mein ganzes Herz" von Franz Lehár und "Nessun Dorma" aus Puccinis
"Turandot" mit durchaus guter tenoraler Höhe engagiert, den Vogel aber
schossen drei musikalische Einlagen, nämlich das "Duetto buffo de due
gatti", das selten gehörte Katzenduett von Rossini, exzellent und passend
kostümiert vorgetragen von Ann-Katrin NAIDU und Elaine Ortiz Arandes mit
dem als Hund verkleideten Staatsintendanten höchstpersönlich am Piano,
die zum ersten Mal auf einer Bühne zu hörende "A Grand Overture op. 57
für drei Staubsauger, einen Bodenpolierer, vier Gewehre und Sinfonieorchester,
wobei Marco Comin, Intendant Köplinger sowie Max WAGNER als Staubsauger
und Michael OTTO als Bodenpolierer zeigten, daß man sogar Staubsauger
für eine musikalische Interpretation stimmen muß, und "The Typewriter"
von Leroy Anderson komponiert, in dem sich die gute alte Schreibmaschine
mit ihrem Schaltklang sehr gut getippt von einem Namenlosen im Programm
in die Komposition einfügte.
In
den für Michael Brandstätter zu dirigierenden Stücken erbrachte dieser
wie stets eine hervorragende Dirigentenleistung. Der CHOR DES STAATSTHEATERs
in der Einstudierung von Felix SCHULER-MEYBIER zeigte eine interessante
Schilderung einer Schiffahrt auf der Donau ("Als wir jüngst in Regensburg
waren"). Der KINDERCHOR DES STAATSTHEATERs unter Verena SARRÉ mit seinem
"Abba Forever" konnte beim Publikum Abba Nostalgie wachrufen.
Mit
dem "Final de la Neige" aus Jacques Offenbachs "Le Voyage dans la Lune"
(hier wurden zu viele Konfetti verstreut - aufgesaugt allerdings von den
darauffolgenden Staubsauger-Protagonisten) und dem Finale aus "Pariser
Leben", wo sich die Stimmen von Frances LUCEY und Stefan THOMAS dazugesellten,
endete mit Champagner ("Fledermaus") und dem Sinfonischen Zwischenspiel
(hier mit dezentem Chor ) des 2. Aktes Butterfly (Marco Comin) dieser
launige künstlerisch hochqualifizierte Faschingsabend. ISt
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