konzertant
- Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
Richard
Wagners Jugendsünde konnte endlich wieder Platz in den Herzen der Richard-Wagner-Freunde
finden, da der Bayerische Rundfunk das zu Unrecht so selten aufgeführte
Frühwerk des großen Meisters aufgegriffen und es im Rahmen eines Münchener
Sonntagskonzert wenigstens konzertant vorgestellt hat. Die Musik ist den
Romantikern angenähert, hat den Kompositionsstil dieser Zeit (Uraufführung
am 29.3.1836 - Richard Wagner war 22 Jahre alt) und läßt bereits in manchen
Passagen schon Anklänge an den späteren musikalischen Reformkurs von Richard
Wagner hören, die Erzählung des Friedrich im 2. Akt läßt die Erzählung
des späteren Holländers erahnen.
Die
Ouvertüre, temperamentvoll dirigiert vom Chef des RUNDFUNKORCHESTERs Ulf
SCHIRMER, erklang dramatisch mit viel Kastagnettenklang und der Romantik
angepaßt und stimmte auf das Handlungsgeschehen ein, das mit dem Untertitel
"Die Novize von Palermo" die Geschichte der von den Spaniern belagerten
Stadt Palermo erzählt, dessen Stadthalter Friedrich im Namen des Königs
Karneval und Liebe bei Todesstrafe verbot, die Novizin Isabella aber durch
Diplomatie und Ausdauer - selbst verliebt und am Ende das Kloster verlassend
- die Aufhebung des Verbots erreichte und die richtigen Paare zusammenfanden.
Den Text zu seiner einzigen komischen Oper schrieb Richard Wagner wie
immer selbst nach William Shakepeares Komödie "Maß für Maß", damals noch
mit gebräuchlichen deutschen Worten.
Die
Sängerriege für diese konzertante Aufführung war gut gewählt, nur konnte
mancher sich nicht so recht entfalten, da einfach in manchen Passagen
das Temperament von Ulf Schirmer mit ihm durchging und dadurch manches
Gesangliche unterging, was bei der Hauptprotagonistin, der für die erkrankte
Sabine Hogrefe einspringenden Erika SUNNEGÁRDH nicht zu bemerken war,
die die Isabella, hervorragend disponiert, mit kräftigem stimmsicheren
Sopran bis zum Ende durchsang und auch im Ausdruck sich bestens präsentieren
konnte. Marika SCHÖNBERG als unglücklich vom Stadthalter verlassene Ehefrau
Mariana, deren Stimme mit sehr guten piani ausgestattet ist, konnte schon
gleich zu Beginn der Oper in der Szene mit Isabella punkten, der Gleichklang
dieser beiden Sopranstimmen war ein Höhepunkt des Abends.
Magdalena
HINTERDOBLER als Dorella konnte sich in Stimme und Ausdruck wiederum humoristisch
vorstellen, vor allen Dingen glänzte sie mit Peter SCHÖNE als Brighella
im Duett, wobei Peter Schöne überhaupt eine Idealbesetzung dieser komischen
Rolle als Verkünder des Verbots des Königs mit gut disponiertem und ausdruckbetontem
Bariton war. Bei weiteren Herren-Partien hörte man Daniel BRENNA als unglücklichen
Claudio (sein Tenor schaffte in manchen Passagen nicht alle seine Gesangsstellen
der Partitur) und Bernhard BERCHTOLD als Liebhaber Luzio, der seine Partie
stimmsteigernd bis zum Schluß gut zu Ende singen konnte.
Tuomas
FURSIO als tyrannischer Stadthalter Friedrich war für diese Partie stimm-
und gestaltungssicher gewählt, vor allen Dingen konnte er in der erwähnten
Arie des 2. Aktes sehr gut punkten. Die kleineren Partien waren mit Mauro
PETER als Antonio, Andreas WINKLER als Pontio Pilato, Kay STIEFERMANN
als Angelo und Michael DRIES als Danieli ausreichend besetzt. Der PRAGER
PHILHARMONISCHE CHOR in der Einstudierung von Lukas VASILEK tat sein Bestes
zum Gelingen eines selten gehörten Werks.
Ein
sehr guter Beitrag des Bayerischen Rundfunks zum 200. Geburtstag Richard
Wagners. ISt
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