Leider
kann man derzeit die beschwingte Johann-Strauß-Operette nur einmal im
Jahr genießen, und dieser Genuß wurde allein schon durch die angekündigte
Starbesetzung der Hauptpartien voll erfüllt. Paolo CARIGNANI dirigierte
das ORCHESTER DER BAYERISCHEN STAATSOPER schwungvoll und sorgte dadurch
schon gleich zu Beginn (Ouvertüre) für launige Erwartung für das Handlungsgeschehen.
Diese
einstmals umstrittene Inszenierung von Leander HAUßMANN (im Programmzettel
findet man zurecht "nach einer Inszenierung) zeigte sich sehr sinnvoll
"entsorgt" (Regie Helmut LEHBERGER), so daß endlich die Komposition in
Opernnähe mit dem Libretto von Richard Genée vergnüglich und anschaulich
zu hören und zu sehen war, zumal auch schon Bühne (Richard KLEBER) und
die Kostüme (Doris HAUßMANN) erheblich dazu beitrugen.
Für
diesen einzigen Feldermaus-Abend stand der Bayerischen Staatsoper hervorragende
Protagonisten zu Verfügung, als Überraschungsgast bei der Soirée des Prinzen
Orlovsky hatte man sogar den "Tenor der Tenöre" Jonas KAUFMANN gewinnen
können, der zum Jubel des Publikums auf einer Wolke in Paillettenfrack
beim Fest erschien. Richard Taubers Welterfolg "Du bist die Welt für mich",
das Volkslied "Core n'grato" und im Duett mit Adele, der sehr gut disponierten
Anna VIROVLANSKY, das "Brindisi" aus "La Traviata" wurden in gewohnter
Bestleistung von Herrn Kaufmann vorgetragen. Witzigerweise hatte man ihn
auch noch in eine Zelle ins Gefängnis des Dr. Frank gesteckt, aus der
er "E lucevan le stelle" aus Tosca sang. Dazu gab es noch einen kleinen
Tenorwettstreit mit dem librettogerecht ebenfalls eingesperrten Alfred
(Pavol BRESLIK), wobei nicht zu ergründen ist, wer von beiden der Sieger
war. Beide Tenöre sind derzeit in einer sängerischen Hochform.
Gabriel
von Eisenstein wurde von Johannes Martin KRÄNZLE interpretiert, der für
den erkrankten Bo Skovhus eingesprungen war. Herr Kränzle war ein eleganter,
vornehmer Lebemann mit sehr gut gesungenen Gesangspassagen ohne Sprechgesang,
zu dem die meisten Eisenstein-Interpreten leider neigen, und konnte dadurch
in dieser Rolle voll überzeugen. Rosalinde vom Dienst war wieder einmal
Silvana DUSSMANN ihr "Csardas" könnte Vorbild für manche Rosalinden-Darstellerinnen
sein, zumal sie auch noch als Wienerin den nötigen Charme für diese Partie
aufweist. Der Gefängnisdirektor Frank wurde (als Einspringer) in alt bewährter
Weise von Alfred KUHN übernommen, auf seine humoristischen Einlagen freut
man sich jedes Mal in einer "Fledermaus", zumal er auch noch stimmlich
diese Partie ausreichend erfüllen kann.
Als
Prinz Orlovsky erlebte man zum ersten Mal Tara ERRAUGHT, die durch ihren
hellen Mezzo für diese Partie des jugendlichen Prinzen glaubhaft erschien.
Dr. Falke war Markus EICHE mit sehr guter Gestaltung und gesanglicher
Abendform. Den Advokaten Dr. Blind stellte Ulrich REß dar als Mooshammer-Karikatur
mit Hund Daisy dar, was beim Publikum immer wieder ankommt, obwohl Mooshammer
ja schon lange nicht mehr unter uns weilt. Den Vogel des Abends schoß
wieder einmal Michael LERCHENBERG als Frosch ab, der in seine Rolle neue
publikumswirksame launige Gags hineininterpretierte und damit wieder einmal
fürs Silvester-Vergnügen des Publikums sorgen konnte. Schwester Ida, gestaltet
von Stefanie ERB, sorgte nicht nur im Can-Can beim Prinzen Orlovsky zusammen
mit dem OPERNBALLETT DES BAYERISCHEN STAATSBALLETTs für einen stimmungsvollen
Fledermaus-Abend, sondern konnte auch darstellerisch voll überzeugen.
Der Kammerdiener von Ivan UNGER konnte sich gut in die Sängerriege einführen.
Der
CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER, diesmal unter der Einstudierung von Sören
ECKHOFF, leistete wieder einmal sein Bestes zum Gelingen dieses Abends.
Unter Donner und Blitz von Johann Strauß, wiederum schwungvoll dargebracht
vom Opernballett des Bayerischen Staatsballetts (Einstudierung Vivienne
NEWPORT) , ging man in die Pause, und letztendlich am Ende der "Fledermaus"
beschwingt in den Silvester-Abend. ISt
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