Die
renovierungsbedingte Wanderschaft führte das Gärtnerplatztheater diesmal
in die Alte Kongresshalle; eine typische Vertreterin der Architektur der
frühen 50er Jahre, in dunklem Braun und mit trockener Akkustik. Als Konzertsaal
war sie damals eher nicht gedacht.
Dafür
hielt sie dann aber den großen Klängen von Arthur Honeggers Oratorium
tapfer stand. Honegger nutzt so ziemlich alles,was in den 30er Jahren
an Instrumenten zur Verfügung stand bis hin zum schrägen Ondes-Martenot,
und das in großer Besetzung. Dazu hier der CHOR, EXTRACHOR und KINDERCHOR
des STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ (die bestechend akkurat sangen), alles
umsichtig und gestalterisch geführt von Marco COMIN.
Die
Johanna von Honegger und seinem Librettisten Paul Claudel wirkt wie eine
Cousine von Lewis Carrolls Alice: kindlich naiv, mit großen fragenden
Augen und sehr tapfer. So, wenn sie von Bruder Dominik, in wunderbarem
Erzählton dargeboten von Michael VON AU, erfährt, dass es gar ein Buch
über sie gibt. Oder wenn ein Esel, Schafe und ein Schwein (man wünschte
sich hier schon wegen Ferdinand VON BOTHMER eine szenische Aufführung)
über sie richten. Oder beim absurden Kartenspiel von Torheit, Hochmut
und Wollust (ein Genuss Jens SCHARRE und Jan Nikoluas CERHA).
Und
die ganze Zeit steht die Johanna von Julia STEMBERGER in einer Art Kettenhemd
da, und harret ihres Schicksals. Am Ende begreifend, dass der Tod unausweichlich
ist, mit großem Pathos den Himmel und die Heiligen (himmlisch gesungen
von Elaine ORTIZ ARANDES, Ann-Katrin NAIDU und Snejinka AVRAMOVA) anrufend,
das macht auch konzertant großen Eindruck.
Honegger
zeigt sich in diesem Werk als Komponist mit einem Händchen für Stimmungen
und Situationen, Melodien und Charaktere. Dies alles kam an diesem Abend
voll zum Tragen. Kerstin Schröder
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