Die
Entstehung dieser Oper traf in die Zeit der Romantik, in der sich viele
Komponisten wie Lortzing, Flotow und Nicolai auch in Deutschland mit komischen
Opernstoffen beschäftigten, ebenso die Italiener Rossini nebst Gaetano
Donizetti. Seine opera buffa wurde am 3. Januar 1843 mit großem Erfolg
für den Komponisten in Paris uraufgeführt und konnte sich glücklicherweise
bis zum heutigen Tag erfolgreich auf den Opernbühnen der Welt halten,
und so sollte es bleiben. Das Libretto von Giovanni Ruffini und dem Komponisten
selbst nach Angelo Anelli bietet aber auch Highlights ohne Ende, untermalt
durch die musikalischen Ohrwürmer des Komponisten, die schon in der Ouvertüre
ein Meisterwerk erahnen lassen.
Gesungen
muß das Werk deshalb in der Originalsprache werden, nur so kommt es kompositionsgerecht
zum Publikum. Allerdings sind deutsche Untertitel fürs Publikum doch von
Nöten, wie hier geschehen. Dieses an die Commedia dell'arte angelehnte
Werk wurde endlich nach langer Zeit in München aufgeführt, und man kann
es als weiteren gelungenen Einstand der neuen Intendanz des Staatstheaters
am Gärtnerplatz, hier wohl im schönsten Barocktheater der Welt, dem Cuvilliéstheater
München, getrost rühmen.
Die
bewährte durchdachte Regie von Brigitte FASSBAENDER verlegte den Beginn
der Handlung in eine Zahnarztpraxis, wo schon zu Beginn zahnwehbehaftete
Patienten des Dr. dent. Malatesta über die Bühne huschten, während Don
Pasquale, wohl der beklagenswerte erste Patient von Dr. Malatesta, für
eine Scheinhochzeit präpariert wurde. Aus der praktizierenden Zahnarzthelferin
wurde der später verkleidete Notar (gute Studie von Ute WALTHER) und weitere
durchdachte Regieeinfälle gab es am laufenden Band, es fehlte nicht einmal
ein Staubsauger auf der Bühne. Zur weiteren Auflockerung war ein Geharnischter
auf der Bühne, dessen Bedeutung in der Handlung war allerdings nicht ganz
zu ergründen.
Über
dem bekannten Handlungsgeschehen, in der man einen alten Geizkragen zu
einer Scheinhochzeit mit der Geliebten des Neffen bringt, um den beiden
Ehe, Liebe und Erbe zu verschaffen, schwebte, wie könnte es anders sein,
Gott Amor und schoß die Pfeile. Regie sowie Bühne und Kostüme (Bettina
MUNZER) harmonierten in perfekter Form, nur so können gelungene Inszenierungen
entstehen.
In
der Titelrolle erlebte man einen bestdisponierten Franz HAWLATA, dessen
best vorbereitete komischen Rollengestaltungen ihn für diese Partien geradezu
prädestinieren. Besonders prägnant das berühmte sog. "Schnellsprecherduett"
des 3. Akts mit Dr. Malatesta (Mathias HAUSMANN), das in der Regel vom
Publikum mit da capo erklatscht wird, gelang besonders textverständlich
und mußte auch an diesem Abend wiederholt werden. Mathias Hausmann war
überhaupt die ideale Ergänzung für Franz Hawlata, sein fülliger Bariton
und seine Bühnenpräsenz lassen Kommendes, sehr Gutes erhoffen.
Als
Norina hatte man die Sopranistin mit Koloratur-Charakter Anja-Nina BAHRMANN
engagiert, die ihre cavatina "Quel guardo il cavaliere - Sa anch'io l
virtú magica" mit perfekten treffsicheren Höhen ausstattete und auch sehr
gutes Schauspieltalent aufwies. Als Ernesto hörte man zum ersten Mal in
München die Stimme von Bogdan MIHAI, ein sehr guter Belcanto-Tenor, der
sich völlig unverständlich als leicht indisponiert ansagen ließ, seine
Sache rundherum, aber besonders in seiner Serenade "Come gentil la notte"
und im anschließenden Duett mit Norina in sehr schöner Abendform gut machte.
Die
Choreinstudierung des CHORs und EXTRACHORs lag wieder in den sehr guten
Händen von Jörn Hinnerk ANDRESEN (hier ist der besonders publikumswirksam
gesungene Dienerchor hervorzuheben), wobei dazu die STATISTERIE DES STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ eine Glanzleistung an humoristischen Einlagen bot. Das
ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ fühlte sich unter der Stabführung
ihres neuen Chefdirigenten Marco COMIN sichtlich wohl und bot eine glänzende
Abendleistung.
Wie
man hört, sind die Vorstellungen des "Don Pasquale" seit langem ausverkauft.
Wird sich das Münchener Opernpublikum langsam wieder auf Altbewährtes
konzentrieren? ISt
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