1.
Münchner Sonntagskonzert
Nicht
nur Titelträger eines ersten Generalmusikdirektors der Bayerischen Hofoper
(jetzigen Bayerischen Staatsoper), sondern Franz Lachner war auch ein
Komponist von 350 musikalischen Werken, u. a. von romantischen Liedern
(er vertonte Dichtergrößen wie Joseph Eichendorff) und Kammermusikwerken,
daneben vier Opern, deren bedeutendste nun anläßlich des 1. Münchener
Sonntagskonzerts konzertant unter der Stabführung von Ralf WEIKERT endlich
in München wieder zu einer Renaissance gelangte. Das wurde höchste Zeit,
und man kann dem Bayerischen Rundfunk nur für diese Aufführungsidee danken.
Zum
ersten Mal wurde diese Oper am 3. Dezember 1841 am Hoftheater in München
(1. Fassung) aufgeführt, später in ihrer sogenannten 2. Fassung am königlichen
Opernhaus in Berlin am 15.Oktober 1845. Hier im Prinzregententheater in
München gelangte die sogenannte definitive Fassung von 1845 in einer Neuausgabe
von Volker Tosta zur Aufführung - und wie faszinierend erklang hier diese
leider so vergessene Musik des Komponisten, herausragend durchkomponierte
Arien und Duette, dramatisch und doch fein herausgearbeitet die Zwischenmusik
zwischen den einzelnen Gesangsteilen, großartige Chorszenen (CHOR DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKs - Einstudierung Jörn Hinnerk ANDRESEN) und eine
kleine wirkungsvolle Eigenheit des Komponisten - es erklangen einzelne
Solostücke von Bläsern und Streichern. Die berühmte Lachner-Rolle von
Moritz von Schwind weist sogar zwei Posaunen -Bläser auf, die leider in
dieser Aufführung noch keinen Eingang fanden. Offenbar lehnte sich Franz
Lachner hier an seine großen Kammermusikwerke an.
Schon
die Ouvertüre ließ die Dramatik des Handlungsgeschehens erkennen, in der
sich das routinierte Dirigat von Ralf Weikert als Bestwahl erwies, in
der von der 1454 bis 1510 lebenden Catarina Cornaro erzählt wird, die
als Marionette Venedigs mit dem König von Zypern vermählt wurde, der dann
letztlich vermutlich durch Gift sein Ende fand und durch die die Serenissima
durch die Thronbesteigung der Catarina sich Zypern einverleiben konnte.
Die Liebesgeschichte zwischen Catarina und Marco ist historisch nicht
erwiesen, diente aber dem Librettisten Alois Joseph Brüssel (nach einem
französischen Original von Jules Henri Vernoy Marquis de Saint Georges)
sehr gut für ein spannendes Opernlibretto.
Dieses
musikalische Bestwerk braucht hervorragend disponierte Sänger, vor allen
Dingen eine Sopranistin, die die umfangreiche Partie der Catarina, ausgestattet
mit zwei großen Arien mit gesangstechnisch schwierigen dramatischen Stellen
und sehr vielen einzusetzenden piani, singen kann. Dies ist Kristiane
KAISER unglaublich präzise und einfühlsam gelungen, zumal sie diese Partie
kurz vorher für die erkrankte Michaela Kaune einspringenderweise übernommen
hat. Die Tenorpartie des Liebhabers Marco wurde sehr gut von Daniel KIRCH
von Anfang bis Ende durchgesungen, wobei eine kleine Unsicherheit seine
sehr gute sonstige Leistung nicht zu trüben vermochte.
Der
aufgezwungene Ehemann der Catarina, ebenfalls eine Tenorpartie, konnte
von Mauro PETER rollengerecht interpretiert werden. Simon PAULY als der
Edle Andrea - Onkel der Catarina - kam stimm- und rollengerecht zum Publikum
herüber, ebenso zeigte Christian TCHELEBIEW in der Intrigantenpartie des
Onofrio eine kräftige Stimmfärbung und dazu noch die nötige Bühnenpräsenz.
Die kleineren Rollen wie Priska ESER als Page, Gerald HÄUßLER und Michael
MANTAJ als Banditenpaar Spirido und Angelo, sowie Christof HARTKOPF und
Matthias ETTMAYR als Offizier und Diener fügten sich bestens in die großartige
Sängerriege ein.
Es
wäre wichtig und ein Gewinn für deutsche Opernbühnen, wenn dieses hervorragende
Monumentalwerk des großen Münchener Musikers Franz Lachner diese aus ihrem
Dornröschenschlaf wecken und sie endlich diese Oper in ihr Repertoire
aufnehmen würden. ISt
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