"...am
Wolfgangsee, da steht das Glück vor der Tür, tritt ein und vergiß Deine
Sorgen."
Und
die vergißt man total, wenn man dieses werksgerecht mit unglaublich sinnigen
und humorvollen Regie-Ideen ausgestattete Singspiel in drei Akten von
Ralph Benatzky im ausgelagerten Staatstheater am Gärtnerplatz im Deutschen
Theater in Fröttmaning besucht. Der neue Staatsintendant Josef E. KÖPPLINGER
drückte mit dieser Inszenierung seinen Qualitätsstempel auf, man darf
auf Neues, auch Ernsteres in durchdachter Weise hoffen.
Da
dieses Singspiel ohnehin durch den Librettisten Erik Charell 1930 im Berliner
Großen Schauspielhaus, einem Zirkustheater, uraufgeführt wurde, war wohl
das Münchener Deutsche Theater-Zelt ohnehin der geeignete Ort dafür, dieses
in München lange nicht aufgeführte Stück wieder unters Volk zu bringen.
Und wie gut gelang es. Schon zu Anfang führte eine schrullige Reiseleiterin
(in einer herrlichen Studie Susanne HEYNG) das Publikum als Reisende ins
Salzkammergut ins Geschehen ein, wie in der Uraufführung mit Folkloremusik
und -tänzen und Volksgesängen. So kam schon einmal die Stimmung auf, die
der Regisseur wollte. Bühne und Kostüme (Rainer SINELL) entführten das
Publikum vollends in die ländliche Idylle des Salzkammerguts, man sah
Möchtegern-Bergsteiger mit Sportlern gekleidet nach Turnvater Jahn der
dreißiger Jahre genauso wie den Wolfgangsee aus Pappe mit Schiffen, einen
halbblinden Förster (Florian WOLF) mit einem Spielzeugdackel aus Holz,
der aus Versehen die Jodlerin erschoß und, und, und...
Und
drum herum die köstliche Handlung als voller Bühnenspaß mit großem Tempo
mit drei am Ende zusammenfindenden Paaren und dazu die herrliche Studie
des Kaiser Franz Joseph (längst im Grabe) interpretiert mit Ruhe und Würde
von keinem Geringeren als Maximilian SCHELL. Auch CHOR, KINDERCHOR (Einstudierung
Jörn Hinnerk ANDRESEN), BALLETT und STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM
GÄRTNERPLATZ trugen zu diesem gelungenen Abend bei, das ORCHESTER DES
STAATSTHEATERs unter der musikalischen schwungvollen Leitung von Michael
BRANDSTÄTTER zeigte bestes musikalisches Einfühlungsvermögen für die zündenden
Renner von Ralph Benatzky und vier musikalischen Einlagen dreier großer
Singspielkomponisten Robert Stolz, Bruno Granichstaedten und Robert Gilbert.
In
der Reihenfolge des Programmhefts war Sigrid HAUSER als alternde Rößl-Wirtin-Witwe
Josefa Vogelhuber, an die der ebenfalls nicht mehr ganz taufrische Zahlkellner
Leopold (eine sehr gute darstellerische und sängerische Leistung von Daniel
PROHASKA) sein Herz verlor, eine sehr gute Besetzungswahl. Hans TEUSCHNER
war für seine Rolle als Trikotagenfabrikant Wilhelm Gisecke eine Idealbesetzung.
Als seine Tochter Ottilie lernte man Iva MIHANOVIC kennen, die sich sehr
gut zu ihrem Dr. Siedler gesellte, den Tilmann UNGER nicht nur mit einer
fülligen Tenorstimme ausstattete, sondern obendrein noch gut aussah.
Den
schrulligen Professor Hinzelmann mit lispelnder Tochter Klärchen stellten
Wolfgang KRAßNITZER und Bettina MÖNCH ausreichend dar. Der "schöne Siegismund"
von Michael von AU fügte sich gut in diese Darsteller-Riege ein, obwohl
man ihn lieber in einer großen klassischen Bühnenrolle erleben würde.
Die anderen kleineren Rollen wie der Piccolo (Jan Nikolaus GERHA), die
Briefträgerin Kathi (Sophie AUJESKY) und viele andere waren gut besetzt.
"Die ganze Welt ist himmelblau"( Liebesduett Dr. Siedler/Ottilie). Nach
einem Besuch dieser Aufführung wird sich mit Sicherheit bei jedem Besucher
"die ganze Welt in himmelblauer Farbe" zeigen. Gratulation der neuen Intendanz.
ISt
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