Es
war der Abend einer Jahrhundertkünstlerin, die man mit Recht nach vier
Zugaben mit stehenden Ovationen verabschiedete, eine Stimme, die in jeder
ihrer Liedvorträge perfekt, textverständlich und im Vortrag stimmlich
zu färben vermag, jedem Lied eine eigene Nuance setzte, und es in dramatischem
Vortrag und ausreichenden piani zu einer kleinen Oper machte.
Dazu
hatte Elina GARANCA sich einen völlig auf diese Stimme eingehenden Pianisten
erwählt, nämlich Roger VIGNOLES, dessen Flexibilität diesen Abend abrundete,
besonders, als bei den Zugaben sich die Künstlerin für die Wünsche des
Publikums entschied und die Habanera aus "Carmen" vortrug und dazu noch
die berühmte Zarzuela-Arie "Al Pensar" zu Gehör brachte.
Die
Programmfolge des Abends stellte Frau Garanca ganz auf Frauengefühle ab.
Gleich zu Anfang stellte sie die "Myrten" von Robert Schumann vor, einfühlsam
und technisch perfekt gesungen und sang danach "Frauenliebe und -leben"
nach Gedichten von Adalbert von Chamisso, wobei mache Lieder ineinander
übergingen, so daß der Eindruck einer kompletten Geschichte entstand,
nämlich die Verliebtheit einer Frau, ihre eheliche Verbindung mit dem
Geliebten, die im ersten Krach endete, könnte nicht besser auf die Bühne
gebracht werden.
Nach
der Pause stellte Frau Garanca die ungeheuer technisch schwierig zu singenden
"Sieben frühen Lieder" von Alban Berg vor, wobei sie das letzte "Sommertage"
besonders eindrucksvoll dem Publikum nahe bringen konnte. Mit sechs Richard-Strauss-Liedern,
wobei besonders beeindruckend "Heimliche Aufforderung" am Schluß zu Gehör
gebracht wurde, beendete Frau Garanca ihren Liederabend, wobei sie als
Zugabe außer den oben erwähnten noch ein Strauss-Lied anhing nämlich die
immer wieder von Künstlern eines Liederabends dazu gewählte "Zueignung"
und ein lettisches Kinderlied ihrer Heimat, naheliegend, da sie kürzlich
Mutter geworden ist. ISt
|