Mit
Vincenzo Bellinis wenig aufgeführter Belcanto-Oper wartete Vite e Voce
konzertant mit einer Weltbesetzung in der Philharmonie im Gasteig auf.
Von diesem Werk existieren mehrere Fassungen, wobei man aber hier die
Urfassung von 1829 hörte, die das Hause Ricordi verwahrt. Das Libretto
stammt von Felice Romani, die deutschen Übertitel (man konnte mitlesen)
bedürfen aber dringend einer Überarbeitung. Bei "La straniera", zu deutsch
die Fremde, handelt es sich um die in einer Waldhütte des 13. Jahrhunderts
untergetauchte Geliebte des spanischen Königs Philipp IV, in die sich
Graf Arturo Ravenstel unglücklich verliebt, der aber seinerseits mit der
Tochter des Burgherrn von Montolino, Isoletta, verlobt ist. Das Werk endet
mit dem Selbstmord von Arturo am Tag seiner Hochzeit mit Isoletta, da
seine Liebe zur "Fremden" nicht Erfüllung finden kann.
Bellini
zeigt hier viele beeindruckende Duette, Terzette, vor allen Dingen aber
großartige Chorszenen, nur wenig ausgefeilte Arien. Insgesamt aber kann
man "La Straniera" als großartig durchkomponiertes Belcanto-Werk bezeichnen,
ob es aber für Opernbühnen der heutigen Zeit für eine Aufführung geeignet
ist, mag dahingestellt bleiben. Für die konzertante Aufführung stand dem
Veranstalter hier ein ausgezeichnetes Sängermaterial zur Verfügung, das
dem Dirigenten des Abends Pietro RIZZO die Einsätze ziemlich leicht machte.
Herr Rizzo dirigierte ein MÜNCHNER OPERNORCHESTER, das er nicht immer
sängerfreundlich in die Hand bekam, oder lag dies an der Akustik des Saales?
Hervorstechend
waren die Szenen des CHORS (Best-Choreinstudierung Prof. Andreas HERMANN).
In der Hauptrolle der Fremden Agnese, genannt Alaide, startete Edita GRUBEROVA
ihr Weltdebüt, das sie stimmgemäß gewohnt routiniert mit ihren gewohnten
piani ausstattete sehr zur Freude ihrer vielen anwesenden Fans, besonders
in der Schluß-Cabaletta. Als unglücklich Liebenden war die Tenorstimme
von José BROS nicht besser gewählt, mit einer unglaublichen Höhensicherheit
und Bühnenpräsenz zeichnete er diese seine Partie aus, ihm zur Seite Sonia
GANASSI als seine Verlobte Isoletta, deren warmer Mezzosopran besonders
in Belcanto-Opern zu glänzen vermag.
Als
Baron Valdeburgo zog Paolo GAVANELLI erneut alle Bariton-Register seines
Stimmkönnens und stattete diese Partie wieder einmal mit seinen berühmten
piani aus, mit denen er jahrelang das Münchener Staatsoperpublikum begeistern
konnte. In den Partien des Osburgo, des Priors und des Burgherrn Montolino
fügten sich die Stimmen von Randall BILLS, Sung-Heon HA und Leonard BERNAD
gut in das musikalische Geschehen ein.
Stehende
Ovationen des Publikums im nicht ganz ausverkauften Haus für alle Künstler.
ISt
|