Sehr
gerne hätte Giuseppe Verdi seine letzte Oper im Garten von Sant'Agata
aufgeführt gesehen. Diesen Wunsch erfüllte ihm doch nach mehr als 100
Jahren der scheidende Intendant des Staatstheater am Gärtnerplatz Dr.
Ulrich PETERS, der in seiner letzten äußerst gelungenen, im Prinzregententheater
München ausgelagerten Inszenierung ihn nicht nur ständig auf der Bühne
während des ganzen Handlungsgeschehens in einer stummen Rolle agieren
ließ (eine sehr gute Studie von Dieter KETTENBACH - bewundernswerte Arbeit
der Maske unter Herbert MAIER), sondern diesen Wunsch auch im Vorspann
in der übersetzten Originalsprache persönlich äußern ließ. Schon zum Entrée
des Publikums sah man Verdi in seinem Garten zeitungslesend (was schon
eine besondere verdinahe Stimmung hervorrief), in dem infolge dann ein
Wandertheater unter der Leitung seines Direktors, der selbst die Titelrolle
verkörperte, Verdis "Commedia lirica" nach Shakespeare mit dem Opernlibretto
von Arrigo Boito aufführte.
Bühne
und Kostüme (Christian FLOEREN) versetzten uns in die Shakespeare-Zeit
und in die des Komponisten, das war alte Oper, wie man sie liebt und immer
wieder erhofft: das alte nebelige England im 2. Akt mit Fabrikschornsteinen
im Hintergrund der Bühne, in das sich der Garten von Sant' Agata verwandelte,
im letzten Akt dazu noch Romantik pur in den Verwandlungsszenen um die
Eiche des Jägers Herne. Besser hätte man das nicht auf die Bühne bringen
können, um den Sinn der Oper, daß alles Spaß auf Erden ist, verständlich
zu machen.
Lukas
BEIKIRCHER dirigierte das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ
verdi-gerecht und mit großem Einfühlungsvermögen. Die Sängerbesetzung
aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz war hervorragend gewählt,
wobei sich hier wieder einmal zeigt, wie kostbar ein Ensemble in einem
Opernhaus wäre, wenn manche Bühnen ein solches aufweisen könnten.
In
der Titelpartie erlebte man einen bestdisponierten und in einer darstellerischen
Bestinterpretation Gregor DALAL, den man noch nie in einer solchen Bühnenpräsenz
erlebt hat. Man könnte fast annehmen, daß diese Falstaff-Interpretation
die Erfüllung seines Bühnenlebens ist. Als den eifersüchtigen Ford war
wieder einmal Gary MARTIN ein Garant für eine gelungene sängerische Gestaltung,
während Robert SELLIER als Fenton und Christina GERSTBERGER als Nannetta
ein jugendliches Traumpaar waren, vor allen Dingen sang Frau Gerstberger
ihre Partie mit einem beeindruckenden Leuchten in der Höhe ihres Soprans,
so daß das jung verliebte Mädchen absolut glaubwürdig zum Publikum drang.
Die
drei Studien des Dottore Cajus, Bardolfo und Pistola (Hans KITTELMANN,
Mario PODRECNIK und Martin HAUSBERG) waren eine glücklich gewählte Ergänzung,
nicht nur in gesanglicher Hinsicht. Alice Ford war mit Sandra MOON in
ihrer stetigen stimmlichen Bühnenpräsenz sehr gut besetzt, ebenso Mrs.
Quickly mit Ann-Katrin NAIDU, deren "referenza" in einer ungewohnten Tiefe
erklang, und Meg Page mit einer ausreichend für diese Rolle singenden
Franziska RABL.
Bei
solchen Operninterpretationen geht einem das Herz auf. Eine "referenza"
an Dr. Peters, dessen Abschiedsgeschenk an München unvergeßlich bleiben
wird. ISt
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