Mit
dieser verführerischen Betitelung lockte "Vita E Voce" das Münchener Opernpublikum
in ihre Veranstaltung, in der auch zwei Weltinterpretinnen der Opernbühne,
die Sopranistin Krassimira STOYANOVA und die Mezzosopranistin Vesselina
KASAROVA zu hören und zu sehen waren. Aber welches "Belcanto-Programm"
erwartete da das Publikum, es war doch kein reines Belcanto, wenn man
darin Tschaikovsky mit "Eugen Onegin", "Die Jungfrau von Orleans" und
"Pique Dame" sowie Giuseppe Verdis "Aida" findet. Und was hat denn dann
der Verismo (Duett Butterfly/Suzuki als Zugabe zum Schluß) hier zu suchen?
Aber
bei einigem Wissen darüber weiß man, daß der Belcanto nicht nur Donizetti,
Bellini und Rossini nebst Zeitgenossen kennt, sondern bis hin zu Richard
Wagner reichte, nur an das "Liebesverbot" zu denken, das Donizetti erheblich
nahe kommt. Der erste Teil des Programms versöhnte die Skeptiker. Unter
der ausgezeichneten sängerfreundlichen Stabführung von Rossen MILANOV,
der ein gut zusammengestelltes MÜNCHNER OPERNORCHESTER dirigierte, sang
Krassimira Stoyanova die Arie der Gräfin aus Mozarts "Le nozze di Figaro",
warm, innig und in Belcanto-Nähe, wobei hier der Dirigent mit seinem Orchester
mit seiner ausgezeichneten Sängeruntermalung begann (die Ouvertüre zur
Oper am Anfang erklang leider im Schnelltempo).
Danach
glänzte Frau Kasarova in ihrer Paraderolle des Sesto aus "Clemenza di
Tito" in ausgezeichneter Stimmposition. Im Duett Sesto/Vitelia zusammen
mit Frau Stoyanova fand sich eine absoluter Stimmharmonie der beiden Sängerinnen,
ebenfalls bewies Frau Kasarova in der Arie "O mio Fernando" aus Donizettis
"La Favorita" ihre großartige Abendform. Den
Vogel des Belcanto-Programms allerdings schoß Frau Stoyanova mit der Schlußarie
der Anna Bolena ab, unglaublich in der gesanglichen Zeichnung dieser todesmutigen
Königin. Und als solche muß Frau Stoyanova bezeichnet werden, als Königin
des Belcanto-Gesangs.
Nach
der Pause gab es für beide Künstlerinnen die bereits erwähnten Opernkompositionen
von Tschaikovsky und letztendlich auch Giuseppe Verdis "Aida" (Duett Amneris/Aida),
wo beide in bester Stimmübereinstimmung und Ausdrucksstärke ihr Können
dem Publikum nahebrachten. Ebenso das Zugabe-Duett Butterfly/Suzuki -
eine Sensation schon deshalb, weil es so noch kein Opernhaus kennt.
Dieser
Abend stand deshalb zu Recht, was die deutsche Übersetzung des italienischen
Worts Belcanto anbelangt, das Schöngesang bedeutet, unter diesem Motto.
Beide Künstlerinnen haben bewiesen, daß sie zu den besten Interpretinnen
derzeit auf den Opernbühnen zählen. ISt
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