Anläßlich
des 43. Wiedersehenstreffens ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper
lud diese in Verbindung mit den Freunden des Nationaltheaters die alte
Garde der Sänger- und Ballettgrößen in eine Festaufführung von Puccinis
Drama "Madama Butterfly" ein. Man sah unter den ehemaligen Größen der
Opernbühne u.a. die Kammersängerinnen und Kammersänger Helena Jungwirth
mit Gatten Claes H.Ahnsjö, Annelie Waas, Ortrun Wenkel, Felicia Weathers,
Ingeborg Hallstein, Lilian Benningsen, Staatskapellmeister Heinrich Bender
und Solotänzer Heino Hallhuber. So mancher mag sich erinnert haben, wie
sie oder er selbst in der einen oder anderen Rolle dieser Verismo-Oper
auf der Bühne stand und erwartete mit Spannung die Inszenierung und musikalische
Interpretation.
Leider
waren nicht nur die ehemaligen Größen, sondern auch viele im Publikum
enttäuscht, sicher nicht von der Inszenierung von Wolf BUSSE, die sich
sehr gut der östlichen Mentalität anpaßte, und die man guten Gewissens
in ihrer traditionellen Weise als gelungen bezeichnen kann.
Unter
der nicht sehr sängerfreundlichen Stabführung von Stefano RANZANI, der
aber im Orchesterstück vor dem letzten Akt doch sein wahres Können ausleben
konnte, hatte nur Franco VASALLO in der Rolle des Sharpless keine Schwierigkeiten,
er machte diese ansonsten farblose Partie mit seinem fülligen ausdrucksbetonten
Bariton zum Mittelpunkt des Abends.
In
der Titelpartie erlebte man zum ersten Mal auf der Bühne der Bayerischen
Staatsoper die Bulgarin Svetla VASSILEVA, der leider das Einfühlungsvermögen
in die Gefühlswelt einer fernöstlich Liebenden fehlte, das war besonders
im 1. Akt beim Liebesduett mit Pinkerton zu bemerken. Erst im letzten
Akt war sie stimmlich und darstellerisch im Stück, selbst in der großen
Arie der Butterfly "Un bel di vedremo" fehlte die stimmliche Ausdruckfähigkeit
trotz einiger guter piani. Der so selten auf der Münchener Opernbühne
zu erlebende Roberto ALAGNA als Pinkerton hatte an diesem Abend seine
Schwierigkeiten, teilweise neigte seine Stimme zum Forcieren. Das schon
erwähnte Liebesduett Butterfly/Pinkerton zeigte keine Harmonie zwischen
den beiden Protagonisten. Es kann nicht enträtselt werden, ob es an der
mangelnden Sängerführung des Dirigenten lag.
Okka
VON DER DAMERAU als Suzuki erbrachte eine sehr gute stimmliche Abendleistung.
Die übrigen Rollen waren mit den gewohnten Kräften aus dem Ensemble der
Bayerischen Staatsoper besetzt, hatten aber teilweise auch unter dem zu
lauten ORCHESTER zu leiden. In der Reihenfolge des Programmzettels seien
erwähnt Silvia HAUER als Kate Pinkerton (ihr wünschte man eine größere
Partie, um ihr Können voll auszuleben), Ulrich REß als Goro, Christian
RIEGER als Fürst Yamadori, Goran JURIC als Onkel Bonzo, Peter MAZALAN
als Kaiserlicher Kommissär sowie die weiteren kleinen Partien der Verwandtschaft
Butterflys Irmingard STÜMMER-ZAHN, Haruyo MARUYAMA, Ruth FOLKERT und in
der stummen Rolle des Kindes der Butterfly Marvin KÜHN. Teilweise stammen
sie aus dem Opernstudio und dem CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER, der unter
der guten Einstudierung von Stellario FAGONE sang.
Die
ausgezeichnet entworfenen Kostüme stammen von Silvia STRAHAMMER, die ebenfalls
zur Vergangenheit der Bayerischen Staatsoper gehört. Hoffentlich hält
sich diese Inszenierung von 1973 noch ein wenig auf dem Spielplan. ISt
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