Die
einstmals von Leander HAUßMANN sehr umstritten auf die Bühne gebrachte
Inszenierung der Johann-Strauß-Operette kann in der jetzigen schwer überarbeiteten
Form als dieses von allen geliebten, gerade für eine Sylvester-Vorstellung
bestgeeignetes Amüsement für einen vergnüglichen Abend sorgen. Hier geht
jetzt einfach das Herz auf. Gott sei Dank hat die Bayerische Staatsoper
(Regie Helmut LEHBERGER - Bühne Bernhard KLEBER) endlich eingegriffen,
um die "Fledermaus" wieder zu der zu machen, wie sie das Publikum liebt.
Das Libretto von Richard Genée in der deutschen Bearbeitung von Karl Haffner
sorgt für beste Unterhaltung und bei den dazugehörigen gängigen Johann-Strauß-Melodien
schmilzt man dahin.
Die
Kostüme von Doris HAUßMANN waren passend für die Zeit der Jahrhundertwende,
in der diese Rache einer Fledermaus ja in der Wiener Halbweltgesellschaft
für Unruhe sorgte. Wie seit Jahren in dieser Inszenierung unterbrach die
Soirée beim Prinzen Orlofsky die "Donner und Blitz"-Polka und schickte
das Publikum in die Pause. Daran hat man nichts geändert, man hat sich
daran gewöhnt. Es geht ja nach dem Champagner im Foyer mit diesem auf
der Bühne weiter.
Die
musikalische Leitung des Abends hatte der Italiener Paolo CARIGNANI, der
das Werk mit großem Einfühlungsvermögen für die Musik des Wieners Johann
Strauß schwungvoll dirigierte. Diese Sylvester-"Fledermaus" war auch mit
hochkarätigen Sängern besetzt, Orlofsky hatte sogar für seinen Abend Ambrogio
MAESTRI als Gast gewinnen können, der die Arie des Dulcamara aus "L'elisir
d'amore" sang und dazu noch "O sole mio". Wie könnte ein Italiener sonst
das Publikum begeistern?
Die
Rollen des Stücks waren mit hochkarätigen Sängern besetzt, so sah und
hörte man in der Reihenfolge des Programmzettels einen exzellenten Bo
SKOVHUS als Gabriel von Eisenstein, dessen sängerische und schauspielerische
Gestaltung nicht besser auf die Bühne gebracht werden kann. Die Wienerin
Silvana DUSSMANN als Rosalinde kann als Idealbesetzung bezeichnet werden,
zumal sie dazu auch den Csardas mit perfekten Sopranhöhen vortrug, ebenso
Alfred KUHN als Gefängnisdirektor Frank, dessen humoristische Gestaltung
dieser Rolle immer wieder begeistert.
Daniela
SINDRAM als der smarte Prinz Orlofsky kann durch ihre überzeugende männliche
Verkörperung dieser Hosenrolle mit perfekten Mezzotönnen ("Ich lade gern
mir Gäste ein") nicht besser besetzt sein. Pavol BRESLIK als Alfred könnte
sein Rollendebüt mit glänzenden Tenorhöhen in allen wiedergegebenen Tenorpartien
nicht schöner ausleben. Michael NAGY als "Dr. Fledermaus" brachte seine
geplante Rache sehr gut auf die Bühne, besonders eindrucksvoll im Duett
des 1. Akts mit Eisenstein, ein Paradestück zweier best disponierter Baritone.
Die
Mooshammer-Karikatur des stotternden Dr. Blind (Ulrich REß) mit Hund Daisy
ist nicht mehr wirkungsvoll, da beide Mooshammer wie Daisy nicht mehr
auf der Erde weilen. Das theaterwütige Stubenmädchen Adele hatte man mit
Anna VIROVLANSKY besetzt, die stimmlich wie darstellerisch ihrer Rolle
sehr gut gerecht wurde. Den Vogel einer "Fledermaus"-Aufführung schoß
wie immer die Gestaltung des Gefängniswärters Frosch ab, hier Michael
LERCHENBERG, der in seine Rolle wohl selbst verfaßte Texte einflocht,
die die heutige politische und finanzielle Lage berührten, und in der
er auch manche Politiker in manchen Phrasen humoristisch durchleuchtete
(u.a. angekündigtes Buch von evtl. bayerischen Ministerpräsidenten Uhde
"Ich über mich, aus der Sicht von mir").
Stefanie
ERB als Adeles Schwester Ida zeigte sehr gutes tänzerisches Können, besonders
als Solistin beim Can-Can in Orlofskys Palais (Choreographie Vivienne
NEWPORT). Die kleine Rolle des Iwan von Iwan UNGER wurde von diesem ausreichend
gestaltet.
Die
Einstudierung des CHORs von Sören ECKHOFF, teils kleine Sprechrollen verkörpernd
im letzten Akt, war stückgerecht .An diese Sylvester-"Fledermaus" des
Jahresschlusses 2011 wird man sich lange und gerne erinnern. ISt
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