Das bizarre Handlungsgeschehen von einem blutrünstigen Mikado im alten
Japan, der sich durch das Köpferollen verliebter Leute Ansehen und Macht
verschaffen wollte, zu dem er natürlich einen selbst der Liebe unterworfenen
Henker brauchte, brachte das Staatstheater am Gärtnerplatz mit der Musik
von Arthur Sullivan und dem Libretto von William Schwenck Gilbert auf
die Bühne. Durch ein von der Wand gefallenes Samurai-Schwert im Wohnzimmer
des Librettisten nahm die Idee zum Mikado Gestalt an.
Die
dazu komponierte Musik von Arthur Sullivan erst aber macht es wirklich
aufführbar, es enthält sehr gute Couplets und kleine Arietten nebst in
die Ohren gehende, an Fernost anklingende Melodien, die eine Operette
braucht. Ob ihr allerdings mit dem "Mikado" wieder mehr Leben eingehaucht
werden kann, ist zweifelhaft, denn dieser "Mikado" schlummert vermutlich
gerade wegen der Sinnlosigkeit der Handlung nicht zu Unrecht in den Musikarchiven.
Die
Inszenierung von Holger SEITZ bemühte sich redlich, ein japanisches Ambiente
zu schaffen, dazu trugen nicht unwesentlich die gelungenen Kostüme von
Sandra MÜNCHOW bei. Ebenso war die Choreographie bei den einzelnen Bühnennummern
ausreichend, um so Gesten und Ausdrucksform der Japaner darzustellen.
Auch das Bühnenbild von Peter ENGEL konnte ein japanisches Titipu erzeugen.
Unter
der Stabführung von Benjamin REINERS, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS
AM GÄRTNERPLATZ dirigierte, kam die Qualität der Komposition von Sullivan
sehr gut zum Ausdruck.
In
der Titelrolle des Mikado erlebte man wieder einmal einen glänzend disponierten
und tanzwütigen Stefan SEVENICH, der für diese Rollenzeichnungen wie geschaffen
scheint. Da er ziemlich zum Schluß auf der Bühne erscheint, wartet man
gerade auf diesen Auftritt, den Stefan Sevenich zu dem seinen machte.
Den Erzähler (Thomas PETERS) als Bauchredner zu präsentieren, war ein
guter Regieeinfall. Mario PODRECNIK, von dessen angesagter erkältungsbedingter
Indisposition nichts zu merken war, gestaltete seine Rolle als Sohn des
Mikado Nanki-Poo ausreichend und in guter Stimmverfassung.
Den
Vogel allerdings schossen Snejinka AVRAMOVA als ältliche Hofdame Katisha
und Hardy RUDOLZ als Co-Co, dem Scharfrichter von Titipu, ab. Beide sind
Vollblutschauspieler und brachten viel Stimmung zum Publikum, zumal Frau
Avramova an diesem Abend zudem in bester Stimmposition war und ihre Rolle
mit einer Parodie auf eine Domina ausstattete.
Als
Yam-Yam, die Verlobte von Nanki-Poo, glänzte Thérèse WINCENT mit ihrem
hellen Sopran, ihr zu Seite Co-Cos Mündel Carolin NEUKAMM und Ulrike DOSTAL
mit ausreichenden rollengerechten Stimmen. Den "Allerweltsbeamten" Pooh-Bah
gestaltete Sebastian CAMPIONE und bildete zusammen mit Gregor DALAL als
Pish-Tush ein buffo-gerechtes Team.
Der
CHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ in der Einstudierung von Inna
BATYUK und die STATISTERIE fügten sich gut in das Bühnengeschehen ein.
Es
war ein unterhaltsamer Abend im Gärtnertheater, wie es die Münchner Theaterbesucher
bezeichnen. Das Bauchgefühl bleibt - es herrscht durch ein halbverkauftes
Haus eine Art Aufbruchstimmung. Schade. ISt
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