Diese komische Oper in drei Akten lockt normalerweise das Publikum an,
zumal sie bei vielen Opernhäusern selten auf dem Spielplan steht. Deshalb
freute man sich besonders, wieder ins historische Böhmen entführt zu werden
und dessen musikalische Volksseele erleben zu können. Smetanas Musik ist
reich an Folkloristik mit Tänzen und ins Ohr gehenden musikalischen Höhepunkten.
Diese
Höhepunkte versuchte der Dirigent des Abends Lukas BEIKIRCHNER mit dem
ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ wieder aufleben zu lassen,
aber wie mußte er sich mühen, um mit dieser volkstümlichen Musik wenigstens
ein wenig Stimmung aufkommen zu lassen. Und es gelang ihm immer nur dann,
wenn sich nicht das Getümmel auf der Bühne gegen ihn entschied.
Was
hat sich nur der Regisseur Peter BAUMGARDT gedacht, als er das Handlungsgeschehen
nicht librettogerecht (Karel Sabina/Deutsch von Kurt Homolka) in ein böhmisches
Dorf verlegte, sondern in das Drumherum eines Getränkekiosk in Form eines
Fliegenpilzes als elterlichen Besitz des Hans (Háta und Micha) zu verlegen,
ganz zu schweigen, daß auch der deutsche Text von Kurt Homolka nicht dem
uns bekannten entsprach. So zerriß man dieses hervorragend komponierte
Werk buchstäblich in Stücke, als in der librettogerechten Zirkus-Szene
des 2. Teils die Komposition mit einer Einstudierung eines "Springer-Rap"
(Sebastian Campione) die Musik unterbrach ,und Rap aus einem Radio (Toncollagen
Jesper Bryngemark) erklang. Sogar der gute Elvis Presley mußte in einer
Parodie darin als Pelvis, der Gitarrenbär (Norbert BÜRGER) herhalten.
Sie haben es gemerkt - die Braut wird hier im 21. Jahrhundert verkauft
(Kostüme dafür ausreichend von Stephan RINKE). Der erste Teil des Stücks
wirkte trotz eines gängigen Motorrollers, Kindertanz im 1. Teil, Vergnügungstanz
der dörflichen Männerwelt (Choreographie Fiona COPLEY) fad und nicht handlungsgerecht.
Von
den Protagonisten konnten voll überzeugen in der Reihenfolge des Programmzettels
Rita KAPFHAMMER als Ludmilla (ihre Darstellung gekonnt und ihr Mezzo bei
all ihren Auftritten deutlich herauszuhören), Stefanie KUNSCHKE als Marie
mit sehr gut gesetzten Soprantönen, vor allem im Ausdruck ihrer Arie im
2. Teil, Mario PODRECNIK als Wenzel mit gut und schlank geführtem Tenor
(sehr gut kamen die Stotter-Töne herüber), und last not least als Versicherungsvertreterkopie
der Kecal von Derrick BALLARD mit einem sonoren warmen Baß, der mit seinem
Ausdruck sogar Farbe ins Spiel seiner Kollegen bringen konnte.
Harrie
VAN DER PLAS gab den Hans, der einfach nicht wußte, in welchem Fach er
zu Hause ist; er müßte es im deutschen Fach sein, aber immer wieder sang
er italienische Oper, warum? Sehr gut gelang allerdings die Streitszene
Hans/Marie im 2. Teil. Die übrigen Protagonisten wie Gregor DALAL als
Krusina, Martin HAUSBERG und Snejinka AVRAMOVA als Micha und Háta, der
Springer (Zirkusdirektor) Dirk LOHR und Christina GERSTBERGER als Esmaralda
waren für diese Rollen gut gewählt. In den Tanzeinlagen traten Franziska
ANGERER, Thomas HENNIKSEN, Dominik HALAMEK, Stefan HERWIG, Christoph HANAK,
Thorin KUHN, Matthias SCHWARZ und Jochen VOGEL einsatzgemäß auf. Die CHOReinstudierung
von Jörn Hinnerk ANDRESEN war gewohnt gut.
Als
Fazit: Ob sich dieses Werk auch in der neuen Spielzeit halten wird, kommt
ganz auf den Publikumsgeschmack 2012/2013 und die Kenntnis des Werks des
Opernbesuchers an. ISt
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